Ein Wochenende in Südtirol

Klausen


Vorgeschichte

Aufgrund der „Frühgeburt“ unseres ersten eigenen Wohnmobils (die Auslieferung sollte eigentlich erst Mitte Dezember erfolgen, stattdessen durften wir ihn schon Anfang Oktober in Empfang nehmen), eröffneten sich uns nun zum Ende der Saison hin noch völlig neue Möglichkeiten.

Natürlich sollte „Sunny“ noch ausgefahren werden und so ging es am zweiten Oktober-Wochenende auf Jungfernfahrt nach Südtirol. Erst am späten Donnerstag-Abend von einer einwöchigen Mietwagentour auf Rhodos zurückgekehrt, packte ich Freitag-Morgen nur schnell frische Klamotten ein und los ging es wieder.

Toni hatte das Wohnmobil bereits in den letzten Tagen reisefertig gemacht. Für mich ein komisches Gefühl, mal nicht alles eingeräumt und in der Hand gehabt zu haben. Ich vertraute darauf, dass alles Wichtige mit dabei war und freute mich über die kleine Verlängerung meines Urlaubs, den der ein oder andere nur mit einem Kopfschütteln quittierte. „Du bist ja nur noch unterwegs!“ – Na und? Wen stört`s? Warum zu Hause bei schlechtem Wetter sitzen, wenn man noch einmal die Gelegenheit für ein klein wenig Sonne bekam?


Tag 1: Es geht los nach Klausen

Am frühen Morgen das Haus noch schnell auf Vordermann gebracht, machten wir uns gegen 9.30 Uhr auf den Weg. Während Toni sich ans Steuer setzte, nutzte ich die Fahrt für meine Büroarbeit.

Zunächst gut durchgekommen, gab es kurz vor Sterzing einen Stau, der uns dann doch glatt eine dreiviertel Stunde kostete.

Den Campingplatz hatte Toni ausgesucht und erst heute Morgen kurz vor Abfahrt festgestellt, dass in unmittelbarer Nähe die Autobahn verläuft. Hui, das könnte spannend werden. Doch die Bewertungen waren 1a, weshalb wir uns entschieden, einfach mal hinzufahren. Sollte er nicht passen, geht es eben weiter.

Und so erreichten wir gegen 13.15 Uhr schließlich den „Campingplatz Gamp“ in Klausen. Tatsächlich verläuft oberhalb die Autobahn, die aber kaum zu hören ist und ich auf den ersten Blick auch gar nicht wahrnahm. Ich ging zur Rezeption, meldete uns an und weiter ging es auf unseren Stellplatz. Doch schon beim Einparken ernteten wir einen bösen Blick des Nachbarn. Als er unsere Hunde sah, wurde dieser noch grimmiger. Er hielt nicht hinterm Berg, dass er Hunde nicht leiden kann und meckerte uns an, so dass wir kurzerhand den Stellplatz wechselten. So etwas muss man sich wirklich nicht antun. Und das auf einem hundefreundlichen Campingplatz. Ich lachte mir allerdings ins Fäustchen, als ich kurze Zeit später sah, wie viele Hunde hier eigentlich herumliefen. Dumm gelaufen für ihn.

Geparkt und zumindest schon einmal Tisch und Stühle herausgestellt, ging es nun aber erst einmal auf eine kleine Gassirunde mit unseren Mäusen. Klausen ist gerade mal fünf Gehminuten entfernt.

Der Künstlerort gilt als eines der schönsten Dörfer Italiens. Gastfreundschaft wird hier groß geschrieben, was auch überall im Ort zu spüren ist. Selbst Albrecht Dürer verliebte sich bereits 1494 in das kleine Städtchen an den Ufern des Eisacks und machte Klausen mit seinem Stich „Das große Glück“ als Künstlerstädtchen weltberühmt.

Den ganzen Ort zieren wunderschöne Häuserfassaden, traditionelle Gasthäuser, es gibt gotische Kirchen und rund herum eine malerische Landschaft mit zahlreichen Weinbergen. Denn auch der Genuss steht hier im Vordergrund. Das ganze Jahr über finden immer mal wieder Genusswochen statt. Ob die Barbianer Zwetschkenwoche oder auch Weinfeste. Aktuell gab es gerade die Kastanien-Wochen. Alles in bester Qualität, denn auf Zusatzstoffe oder Geschmacksverstärker wird gänzlich verzichtet; alles Bio, alles schmackhaft.

Wir spazierten ein wenig durch den Ort. Trotz der Menschen fand auch Mia, unser kleiner Angsthase, Gefallen daran und es war ein Leichtes, mit ihr hier hindurch zu laufen. Aufgefallen sind mir dabei die vor fast jedem Laden/Lädchen stehenden Tische und Stühle. Oft nur ein einzelner Stuhl, manchmal eine kleine Sitzecke, schön dekoriert und einladend. Meist auch mit Schildern versehen: „Ein Platz zur Ruhe.“ Nicht nur optisch hübsch anzusehen; es bestätigte auch die Gastfreundschaft des Ortes.

Wieder zurück am Platz, machten wir es uns draußen noch ein wenig bequem, bis die Sonne verschwand und es dann doch etwas „zapfig“ wurde.

Zum Abendessen gab es Pasta. Dazu hatte ich mir im kleinen Mini-Markt des Platzes noch einen örtlichen Rosé-Wein geholt. Schließlich mussten wir ja auch noch auf „Sunny“ anstoßen. Und damit endete schließlich ein schöner erster Tag in Südtirol.


Tag 2: Besuch des Klosters Säben

Hervorragend geschlafen, ging es nach einem gemütlichen Frühstück auf eine kleine Wanderung zum Kloster Säben. Bereits gestern hatten wir vom Ort aus den Weg dazu entdeckt und starteten los.

Zunächst über einige Treppen ein ganzes Stück nach oben, erreichten wir eine Weggabelung. Hier kann man sowohl links als auch rechts weitergehen; das Kloster ist von beiden Seiten zu erreichen. Während der eine Weg etwas weiter und dafür flacher ist, ist der zweite ziemlich steil. Beide zusammen ergeben einen hübschen Rundwanderweg.

Wir entschieden uns für den etwas längeren, aber nicht ganz so steilen Aufstieg und genossen dabei immer wieder fantastische Ausblicke auf das umliegende Eisacktal. Weinberge über Weinberge, hübsche kleine Dörfer auf den Bergen, dazu Sonne satt und blauer Himmel. Mit dem Wetter hatten wir wirklich richtig Glück gehabt; schöner könnte ein Herbsttag in Südtirol nicht sein.

Das Kloster Säben thront wie eine Burg auf einem markanten Felsen in 200 Metern Höhe und ist seit 1678 ein Benediktinerinnenkloster, welches von den Nonnen des Salzburger Nonnbergs erstmals bezogen wurde. 21 Jahre später wurde es zur Abtei und auch heute noch leben Schwestern im Kloster.

Im gesamten, sehr weitläufigen, Komplex liegen insgesamt vier Kirchen. Die Marienkapelle, die Liebfrauenkirche, die Klosterkirche sowie die Heilig-Kreuz-Kirche. Letztere hat mich im Inneren vollkommen begeistert. Wunderschöner Altar und unglaublich beeindruckende Malereien. Eine der schönsten Kirchen, die ich bisher gesehen habe.

Wir schlenderten über die gesamte Anlage, genossen die Ausblicke, machten kleine Pausen auf einer der vielen Bänke und natürlich zahlreiche Fotos. An den Weinreben konnte man sogar noch die üppigen Trauben erkennen; scheinbar gibt es hier eine sog. Spätlese.

Eine ganze Weile hier oben verbracht, machten wir uns auf dem Ladinger Kreuzgang (der schon 1503 erwähnt wurde) wieder auf den Weg nach unten und spazierten ein weiteres Mal durch den Ort, als wir nach einiger Zeit unseren Campingplatz erreichten.

Hier ließen wir die Hunde jetzt erst einmal etwas zur Ruhe kommen, auch wir ruhten uns ein wenig aus, bis es am Nachmittag dann nochmals in den Ort ging. Eigentlich wollten wir bei „Imbiss Herbert“ eine kleine Mahlzeit zu uns nehmen, denn die Angebote sahen wirklich klasse aus und die Sitzgelegenheit direkt an der Eisack gefiel uns. Heute Morgen gab es hier sogar Blasmusik und Südtiroler Spezialitäten wurden angeboten. Doch jetzt waren wir zu spät. Samstags macht der Imbiss um 14 Uhr zu. Schade, wir hatten uns so darauf gefreut.

Im Ort waren alle anderen Lokale entweder bis auf den letzten Platz besetzt oder boten am Nachmittag kein Essen an. Also wieder zurück. Wir besuchten einen Delikatessen-Laden, den Toni gestern schon ins Auge gefasst hatte, und kauften kräftig ein. Südtiroler Wein und einen Bombardino (Südtiroler Eierlikör), dazu Speck, Wurst und Schokolade. Am liebsten hätte er den ganzen Laden aufgekauft …

Einen Teil davon gab es dann bereits bei der anschließenden Brotzeitpause am Platz. Wir genossen die letzten Sonnenstrahlen, bis sie hinter dem Berg verschwand, drehten nochmals eine kleine Gassirunde und ließen den Tag gemütlich mit einer weiteren Brotzeit am Abend und Serie gucken ausklingen.


Tag 3: Es geht wieder nach Hause

Frische Brötchen im Mini-Markt geholt und dabei gleich nochmal ein paar Südtiroler Spezialitäten für zu Hause mitgenommen, gab es erst einmal ein gemütliches Frühstück, bevor wir alles wieder zusammenpackten, das Wohnmobil „reisefertig“ und uns schließlich gegen 10.45 Uhr auf den Nachhauseweg machten. Heute war großer An- und Abreisetag hier am Platz. Generell scheint es eher ein Campingplatz für Durchreisende zu sein; die meisten nutzten ihn in der Tat nur für eine kurze Übernachtung. Kamen spät an und fuhren schon früh wieder weiter.

Die Rückfahrt verlief relativ ruhig, bei Sterzing wieder ein kleiner Stau von einer guten halben Stunde, so dass wir schließlich gegen 14 Uhr wieder zu Hause eintrafen. Es war ein schönes und sehr entspanntes Wochenende in Südtirol, das auch den Hunden wieder gut gefallen hat. Die perfekte Jungfernfahrt.