Zwischen Weinbergen, Stränden und Storchennestern

Genuss- und Kultur-Reise durch Frankreich und Spanien


Prolog

Antons Geburtstag Ende April nutzten wir bisher regelmäßig für eine kurze Auszeit an der Adria. Dieses Jahr stand jedoch eine etwas größere Feier und damit auch eine längere Reise auf dem Programm. Seit einiger Zeit schon reifte in Anton der Gedanke, mit dem Wohnmobil nach Spanien zu reisen. Und genau diesen Wunsch erfüllte er sich (uns) nun zu seinem 50. Geburtstag.

Seine Reise – seine Planung. Ich übergab sie komplett in seine Hände. Nicht nur, weil es seine Idee war, sondern weil er bei der Wahl der Ziele auch immer ein gutes Händchen hat. Die Route stand erstaunlich schnell, die Campingplätze ebenfalls, die ich aber trotzdem noch abnicken sollte. ich war mehr als zufrieden. Die Reise versprach abwechslungsreich und spannend zu werden.

Anfang Dezember war alles gebucht. Auf einigen Plätzen bekamen wir recht ansehnliche Frühbucherrabatte und kostenfreie Stornoversicherungen. Auch nicht schlecht. Man weiß ja nie. Lediglich mit der Buchung des ersten Stellplatzes auf dem Weg nach Frankreich ließen wir uns etwas länger Zeit. Der ursprünglich Gewünschte wurde uns vor der Nase weggeschnappt, Mitte März fanden wir dann allerdings eine hübsche Alternative.

Mit Ausnahme der ersten Nacht, die wir über die Plattform Alpaca Camping gebucht hatten und auf einem Stellplatz am Winzerhof verbrachten, übernachteten wir auf dem Rest der Reise ausschließlich auf Campingplätzen. Wir brauchen eigentlich nicht viel, nutzen aber gerne Strom und Frischwasser und sagen auch zu einem kleinen Supermarkt oder einem Restaurant nicht Nein.

Natürlich beschäftigte ich mich vorab schon ein wenig mit den geplanten Zielen und stellte diverse Ausflugsmöglichkeiten zusammen. Auf der Reisemesse F.R.E.E. in München hatte ich ein langes und nettes Gespräch mit einer Spanierin, die interessanterweise aus genau dem Ort kam, in den wir wollten. Vorfreude ist doch wirklich immer die schönste Freude. Hach – was waren wir gespannt.

Die Monate zogen ins Land, aus einer Probefahrt mit dem Camper übers Wochenende nach dem Winterschlaf wurde aufgrund der lang anhaltenden Kälte nichts und so hofften wir einfach, dass uns in diesem Jahr nicht wieder ein Kältedefekt überraschen würde. Doch zum Glück blieb alles heil und das Wohnmobil einsatzbereit. Gefühlt tagelang alles eingeräumt, stand es fertig bepackt am Abend vor der Abreise vor uns. Nun konnte es endlich losgehen.


Tag 1: Strecke machen! Erste Etappe: Schwarzwald (Breisgau)

Der erste Tag unserer knapp 2 1/2wöchigen Reise diente in erster Linie dazu, Strecke zu machen. Um 9.30 Uhr von Zuhause gestartet, verliefen die ersten drei Stunden nach Stuttgart völlig problemlos. Danach ging es mit dem ein oder anderen (jedoch kleineren) Stau weiter.

In Rutesheim von der Autobahn runter, fanden wir an der Kraxl Alm einen Parkplatz und drehten eine kleine Gassi-Runde mit den Hunden. Noch schnell die regenfreie Zeit nutzen, denn ab Nachmittag sollte das Wetter schlechter werden. Der Weg war nicht spektakulär, aber ruhig. Und das war die Hauptsache für unsere leicht aufgedrehten Hunde, die einfach schon zu lange still sitzen mussten.

Die partiellen Mini-Staus blieben auch in Folge nicht aus, doch gegen 16.15 Uhr erreichten wir schließlich unseren für heute gebuchten Stellplatz direkt an den Weinreben in Niederrotweil in Vogtsburg am Kaiserstuhl.

Gefunden hatten wir den Platz über die Plattform Alpaca Camping. Zwei Stellplätze stehen auf einem Winzerhof zur Verfügung, mit direktem Blick in die Weinberge. Schöner könnte es nicht sein. Dass es heute Grau in Grau war und die ersten Regentropfen fielen, tat dieser Tatsache keinen Abbruch. Kaum auf den Platz gefahren (unser Stellplatz war sogar mit einem Schild reserviert), wurden wir auch schon vom Vermieter Josef freundlich begrüßt. Er erzählte uns viel Wissenswertes über den Weinanbau in der Region und man hatte sofort den Eindruck, hier herzlich Willkommen zu sein. Toll!

Der Regen hatte eine Pause eingelegt, wir schnappten uns die Hunde und liefen erst einmal eine gute Stunde durch die Weinreben. Die ersten Blüten waren bereits zu sehen, vor ein paar Tagen gab es hier bereits Temperaturen um die 25 Grad. Heute waren es nur 10, aber was soll's. Das war also das mediterrane Klima im Breisgau … ;-)

Der Spaziergang tat gut, die frische Luft auch und die absolute Ruhe um uns herum sowieso. Einzig der Boden war so matschig, dass wir unseren Schuhen hohe Absätze aus Schlamm und Lehm verschafften. Auch die Hunde waren bis oben hin voller Dreck. Ach, egal! Wieder zurück am Camper gab es jetzt erst einmal großes Reinemachen. Erst die Hunde, dann ihre Mäntel und zuletzt unsere Schuhe vom Schlamm befreit.

Der Stellplatz umfasst nicht nur zwei praktische Außenwaschbecken, sondern auch ein sauberes Bad mit getrennten Toiletten. Zusätzlich findet man ein kleines Tischchen mit Infomaterial für Ausflugsmöglichkeiten, Obst und die ein oder andere Weinflasche, die zum Verkauf stand. Damit hatte ich natürlich schon geliebäugelt. Denn diese Reise sollte auch eine kleine Wein-Reise für mich werden, kamen wir doch durch einige Weinbau-Gebiete hindurch. Dieses Mal wählte ich den Oberrotweiler Spätburgunder Rosé (8 €) und ließ ihn mir zum Abendessen schmecken, das Anton kurze Zeit später zubereitete.

Nach dem Essen drehte ich in einer Regenpause noch eine kurze Runde durch den Ort Niederrotweil. Vorbei an einem Neubau-Wohngebiet besuchte ich die Kirche St. Michael und spazierte die kleinen Gassen entlang. Richtig romantisch.

Den restlichen Abend ließen wir gemütlich im Camper ausklingen. Der Regen prasselte auf die Dachfenster und wir alle waren müde von der langen Autofahrt. Ein schöner erster Tag ging langsam zu Ende.


Tag 2: Bonjour, France! Ab in die Weinregion Buejolais (Region: Auvergne-Rhône-Alpes)

Heute Morgen wähnte ich mich doch tatsächlich noch in meinem Bett Zuhause, bis mir klar wurde: Nein, wir sind doch schon unterwegs! Geschlafen hatte ich demnach ausgezeichnet, gegen 8.30 Uhr standen wir auf, es gab ein kleines Frühstück und im Anschluss drehten wir mit den Hunden eine kleine Gassi-Runde.

Dieses Mal wählten wir die befestigten Wege durch die Weinberge, es war immer noch bewölkt und mit gerade einmal 10 Grad nicht besonders warm. Aber immerhin regnete es nicht. Viel hatten wir nicht einzupacken. Ich bezahlte den Wein von gestern Abend mit einem kleinen Zettelchen, denn Josef hatten wir nicht wieder gesehen. Auch nicht unsere Stellplatznachbarn hinter uns; die ganze Zeit über kein Lebenszeichen. Vielleicht waren sie froh, als wir wieder fuhren.

Der erste Stopp hatte uns schon mal richtig gut gefallen. Es war unser erster 'Versuch' mit der Plattform Alpaca Camping, die vorzugsweise kleine Stellplätze an Bauernhöfen, Weingütern oder auch einfach nur auf Wiesen vermitteln. Wer kein großartiges Drumherum braucht, ist damit wirklich gut beraten. Und die Lage war echt traumhaft.

An einer nahe gelegenen Tankstelle Sprit aufgefüllt, überquerten wir schließlich Punkt 11 Uhr die Grenze zu Frankreich. Bienvenue! Gespannt, was uns die nächsten Tage hier erwarten wird. Anton war bisher kein großer Frankreich-Fan. Bisherige Besuche in Paris hatten ihn nicht überzeugt und ich hoffte sehr, dass sich dies auf unserer Reise ändern würde, denn Frankreich hat so viele schöne Regionen zu bieten; da gibt es noch so einiges zu entdecken. Das wäre aber nur möglich, wenn sich das Land von seiner besten Seite zeigt.

Knapp vier Stunden dauerte die Fahrt zu unserem heutigen Ziel. Es ging über Mühlhausen, Belfort und an Besançon vorbei, quer durch die malerische Landschaft der Bourgogne-Franche-Comtè hinein in die Auvergne-Rhône-Alpes. Im Ort Romanèche-Thorins fühlten wir uns mit den vielen Mühlen wie in Holland.

Von hier war es nicht mehr weit. Es ging durch französische Dörfer hindurch, die Straßen wurden enger. Verbotsschild für Wohnanhänger. Na gut, wir sind ja ein Wohnmobil, also durch. Gott sei Dank kam uns trotzdem niemand entgegen, Ausweichmöglichkeiten gab es hier dank alter Mauern nur eingeschränkt. Und dann waren wir angekommen, am Camping de la Grappe Fleurie, mitten in den Weinbergen. Das Wetter hatte sich schon kurz nach der Grenze in Frankreich deutlich gebessert, inzwischen strahlte die Sonne vom wolkenlosen, blauen Himmel. Auch die Temperaturen lagen bereits bei über 20 Grad. Ach wie schön. Ich strahlte mit der Sonne um die Wette. Fleurie hatte es mir vom ersten Augenblick an angetan. Was für eine traumhafte Landschaft. Ich war schon jetzt ganz verliebt.

Anton checkte uns gegen 14.30 Uhr ein und kam begeistert zurück, weil sie so nett waren. Puh, Gott sei Dank! Die ersten Pluspunkte gesammelt. Auf dem Weg zu unserem Stellplatz dann die Überraschung: Keine Menschenseele weit und breit! Die gesamte Reihe für uns allein. Jetzt zu den Osterferien hatten wir eher mit einem überfüllten Platz gerechnet. So war es aber natürlich deutlich angenehmer.

Der uns zugewiesene Platz lag im Schatten. Uns war aber nach Sonne und so wechselten wir kurzerhand auf die gegenüberliegende Seite. Natürlich mit vorheriger Absprache. Nach einer Mini-Runde mit den Hunden, die es bekanntlich immer sofort nach draußen zieht, sobald wir einen Campinglatz erreicht hatten, parkte Anton das Wohnmobil knapp aber genau passend quer in die Parzelle. Dass uns das noch zum Verhängnis werden würde, ahnten wir in diesem Moment noch nicht.

Bevor es ans Auspacken unserer Utensilien ging und weil die Hunde so absolut gar keine Ruhe gaben, beschlossen wir, der Mini-Runde einen größeren Spaziergang anzuhängen und liefen entlang der Weinreben nach Fleurie.

Fleurie ist eine kleine französische Gemeinde mit gerade einmal 1.300 Einwohnern und gleichzeitig eines der zehn Weinanbaugebiete des Beaujolais. Geografisch gesehen ist es ein Teil von Burgund, bildet jedoch aufgrund ihrer charakteristischen Weine ein ganz eigene Weinregion. Hier im oberen Teil des Beaujolais, in welchem wir uns befanden, wird ausschließlich roter Wein angebaut. Im Süden dann der weiße. Eine Besonderheit ist hier vor allem der lehm- und kalkhaltige Boden.

Wir spazierten gemütlich durch den Ort, der mich mit seinen kleinen Gassen und hübschen Gebäuden schwer begeisterte. Besonders beeindruckend fand ich eine Fassadenmalerei, die so detailgetreu und liebevoll gezeichnet war, dass man auf den ersten Blick wirklich dachte, man stünde vor einem Weinladen. Klasse!

Auch in die Markthalle Cave de Fleurie warfen wir einen kurzen Blick. Hier kann man den regionalen Wein testen (Glas 2 €) und kleine Köstlichkeiten verspeisen. Ein schöner Treffpunkt und sehr einladend gestaltet.

Während Benita am liebsten jeden einzelnen Laden aufgesucht hätte (vor allem der Metzger hatte es ihr angetan), wurde Mia immer unruhiger. Ihr wurde es schon wieder zu viel und weil wir ohnehin soweit alles gesehen hatten, traten wir wieder den Rückweg zum Campingplatz an.

Dort richteten wir uns häuslich ein und genossen nun erst einmal die himmlische Ruhe und Sonne. Traumhaft! Genau so hatte ich mir das vorgestellt.

An der Rezeption holte uns Anton ein paar regionale Köstlichkeiten in Form von Wein und Terrinen. Letztere hatte ich bisher kaum gegessen und zu Hause eher gemieden. In diesem Urlaub wurde ich regelrechter Terrinen-Fan. Super lecker!

Die Weinprobe heute Abend um 18 Uhr auf dem Campingplatz war ein kleines persönliches Highlight für mich. Das Weingut 'Matray & Filles' lud zur Verköstigung ein. Kostenfrei, wenn man sein eigenes Glas mitbrachte. 2,50 €, wenn man sich ein (Souvenir-)Glas mitnehmen wollte. Während wir also die verschiedenen Weine probierten, erzählte uns die Inhaberin viel Wissenswertes über die Anbauregion des Beaujolais, was sie von anderen abhebt und wie die Ernte funktioniert. Auch wenn leider keiner der Weine zu 100 % unserem Geschmack entsprach, war es eine gelungene und informative Weinprobe.

Jetzt hatten wir aber Hunger und freuten uns auf den ersten Grillabend der Reise. Dann die Ernüchterung. Der gerade erst vor wenigen Monaten neu gekaufte Mini-Gas-Grill funktionierte nicht! Waren wir jetzt zu doof dafür oder der Grill kaputt? Gefühlt 30 x die Beschreibung durchgelesen und auf Youtube nach Videos gesucht, gaben wir nach einer halben Stunde auf. Das Ding ließ sich einfach nicht einschalten. Was für ein Mist. Dann werden die Würstchen eben in der Pfanne gebraten.

Zur Verdauung drehte ich noch eine kleine Fotorunde über den Platz. Zwischenzeitlich waren dann doch noch ein paar weitere Urlauber hinzu gekommen, vorzugsweise Franzosen. Voll wurde es aber die ganzen Tage über nicht.

Die herrliche Abendstimmung über den Weinbergen genossen und noch ein klein wenig draußen gesessen, wurde es gegen 21.00 Uhr dann doch langsam frisch und so ließen wir den Abend gemütlich im Wohnmobil ausklingen.


Tag 3: Wanderung rund um Fleurie

Dank der himmlischen Ruhe um uns herum konnten wir heute ein wenig ausschlafen und starteten erst gegen 10.30 Uhr mit einem leckeren Frühstück in den Tag. Die Croissants und das Baguette hatte ich gestern an der Rezeption bestellt und heute Morgen dort abgeholt. Ein toller Service, preislich in Ordnung und geschmacklich wundervoll.

Bei bestem Wetter drehten wir mit den Hunden eine schöne Runde über die Weinberge, spazierten kreuz und quer und erfreuten uns an den tollen Ausblicken. Nach einer Pause am Platz und während Anton es sich schließlich mit den Vierbeinern bequem machte, packte ich meinen Rucksack und begab mich auf eine kleine Wanderung rund um Fleurie.

Die einzelnen Wegpunkte hatte ich mir gestern Abend über Google Maps herausgesucht und einen schönen Rundweg von 10 Kilometern zusammengestellt. So ging es zunächst südwestlich über Weinberge und entlang kleiner Wege zum Château de la Chapelle des Bois. Dabei handelt es sich um ein romantisches Schlosshotel, welches von einem 8 Hektar großen Park umgeben ist. Das Tor war geöffnet, das Hotel selbst nicht, trotzdem sah ich mich im Park näher um und war ganz begeistert von dieser hübschen Anlage. Ja, da kann man es sicher ein paar Tage aushalten.

Weiter ging es nun zum Wahrzeichen der Region, der Kapelle Madone de Fleurie. Durch ihre Lage auf 425 Meter kann man sie schon von Weitem erkennen. Der Weg dorthin war einfach fantastisch. Hier reiht sich eine Domaine (französisch für: Weingut) an die nächste. Immer wieder zweigen kleine Wege ab. Die gesamte Landschaft ist von Weinreben durchzogen – soweit das Auge reicht. Mittendrin uralte Bäume, die sich im Wind wiegen. Gelbe Blumenfelder. Ausgetrocknete Lehm- und Kalkböden, die einen schon fast auf dem Mond vermuten lassen. Was für eine Wahnsinns-Landschaft! So etwas hatte ich noch nie gesehen und ich war einfach nur hin und weg. Noch befand sich alles im Anfangsstadium. Wenn im Sommer die Weinreben gewachsen sind, grün und voller Trauben, eröffnet sich dem Besucher wieder ein ganz anderes Bild. Eine wandelbare Landschaft, die sicher zu jeder Jahreszeit ein Erlebnis ist.

Ich konnte mich wirklich nicht sattsehen daran, blieb immer wieder stehen, versuchte, alles aufzusaugen, entdeckte vereinzelt Weinbauern, die an ihren Reben schnippelten. Und ansonsten … war ich einfach nur mutterseelenallein hier unterwegs … und happy.

An der Kapelle Madone de la Fleurie angekommen, befindet sich links unterhalb das dazugehörige Weingut. Dem stattete ich keinen Besuch ab, sondern spazierte direkt zur Kirche. Huch, was für ein Wind heute! Hier oben pfiff es einem nur so um die Ohren. Tatsächlich wurden stärkere Windböen vorher gesagt und direkt vorne am Aussichtspunkt benötigte man richtig Kraft, dagegen anzukämpfen. Der Ausblick war aber grandios, eine kleine Infotafel gibt Auskunft über die einzelnen Orte.

Hinter der Kapelle eröffnen sich zahlreiche Wanderwege in alle Richtungen. Ich nahm den nach Nordosten und erreichte das Dörfchen Prion, das wiederum fast ausschließlich aus Domaines besteht. Zwischendurch war ich wieder allein auf weiter Flur, später kam ich an einer Hundezucht vorbei, Schafe begrüßten mich mit Gemecker und ich traf wieder auf den ein oder anderen Einheimischen, die mich jedes Mal freundlich anlächelten.

Mit dem Château de Poncié erreichte ich ein historisches Weingut mit über 1000 Jahren Geschichte, eingebettet auf dem Hügel Poncié, der dem vorherig besuchten Hügel der Madonna gegenüber liegt. Das gesamte Areal erstreckt sich auf über 100 Hektar, wovon 32 Hektar aus Weinbergen bestehen, die rein biologisch angebaut werden. Es war das erste Landgut in Fleurie und wird noch heute liebevoll aufrecht erhalten. In den Gebäuden findet man viel Wissenswertes über die Region und den Weinanbau. Man kann Weine testen und kaufen und wer möchte, sogar an Führungen teilnehmen.

Für mich ging es nun aber wieder weiter und zwar zurück nach Fleurie. Ein Mann kam mir entgegen, führte sein Pferd aus, und erzählte mir freudestrahlend irgend etwas. Nur leider auf Französisch und ich habe kein Wort verstanden. Er aber hat sich gefreut – und ich auch.

Den Ort selbst hatten wir uns ja bereits gestern mit unseren Hundedamen angesehen. Trotzdem spazierte ich noch einmal kurz durch, besuchte die Kirche, ging durch die kleinen Gassen und sah mir auch die Markthalle Cave de Fleurie mit ihren vielen Weinen nochmals genauer an. Die sind hier alle schön aufgereiht. Die besonderen Tropfen findet man in einem kleinen, abgedunkelten Tunnel, der allein schon sehenswert ist.

Lange überlegt, ob ich mir was kaufen soll, entschied ich mich dann doch schweren Herzens dagegen. Anton trinkt (fast) keinen Wein und für mich alleine wollte ich jetzt auch nicht zig Flaschen mitnehmen. Zwar war der Plan, an jedem Ort, an dem wir verweilten, einen regionalen Wein zu testen. Aber eben auch nur einen. Damit hatte ich schon genug zu tun.

Und so traf ich rund zweieinhalb Stunden später wieder bei meinen Lieben am Wohnmobil ein. Die Freude war groß, ich erzählte von meiner kleinen Tour und wenig später ging es zu Viert nochmals auf eine Gassi-Runde.

Dieses Mal ließen wir Mia einfach mal drauf los spazieren. Mal sehen, wohin sie uns führt. Völlig unerschrocken lotste sie uns dann doch nicht tatsächlich mitten in den Ort. Durch enge Gassen hindurch, vorbei an Läden und Bars. Ja, was war denn heute mit ihr los? Irgendwann dämmerte es ihr dann aber doch, dass sie wohl vorhin irgendwo falsch abgebogen war. So richtig wohl fühlte sie sich nicht mehr, fand aber ganz schnell wieder ihren Weg hinaus auf die weiten Felder und Wiesen – wo sie eben am liebsten unterwegs ist.

Anton machte mit seiner Drohne noch ein paar wundervolle Aufnahmen 'von oben', den restlichen Abend ließen wir bei einer leckeren Brotzeit gemütlich ausklingen. Was für ein herrlicher Tag.


Tag 4: Weiter auf die île des Papes – die Insel der Päpste (Region: Provence)

Noch am späten Abend fing es an zu regnen, nachts schüttete es dann stellenweise wie aus Kübeln. Zum Glück hatten wir bereits alles eingepackt; nasse Stühle und Teppiche im Wohnmobil braucht niemand. Heute Morgen war der Spuk dann aber auch schon wieder vorbei und die Sonne strahlte vom Himmel, als wäre nie etwas gewesen.

Unser Frühstück an der Rezeption abgeholt und alles vorbereitet, kam dann doch glatt noch der Osterhase vorbei und brachte sowohl für uns als auch für unsere beiden Mäuse ein paar Schleckereien. Benita wartete gar nicht erst ab und zog sich ihr Sticksi sofort aus dem Korb.

Im Innenbereich des Wohnmobils wieder alles reisefertig gemacht, drehten wir mit den Hunden eine letzte Runde über die Felder und verabschiedeten uns langsam von Fleurie. Hier hat es uns ausgesprochen gut gefallen. Für mich war es rückblickend gesehen sogar der schönste Ort und der schönste Campingplatz der gesamten Reise. Es stimmte einfach alles.

Während wir noch ein bisschen über den Platz spazierten, waren die Kids ganz eifrig auf Ostereiersuche. Die Angestellten von 'La Grappe Fleurie' hatten auf dem gesamten Gelände Süßigkeiten verteilt, die es nun zu finden galt. Eine kleine Schatzkarte und natürlich die Eltern halfen dabei.

Und dann passierte etwas, womit wir nicht gerechnet hatten. Beim Ausparken aus unserer Parzelle blieben wir doch nicht glatt mit dem Camper stecken. Über Nacht hatte sich der Boden so dermaßen aufgeweicht, dass Anton sich mit den Vorderreifen immer mehr in die Erde eingrub. Durch den begrenzten Wendekreis (Ihr erinnert Euch? Wir hatten ziemlich knapp zwischen zwei Hecken eingeparkt), konnte er nicht viel Schwung nehmen, was alles noch verschlimmerte.

Unsere Stellplatznachbarn, die wir gestern Abend kennengelernt und noch ein Schwätzchen gehalten hatten, waren keine zwei Minuten später bereits zur Stelle und schoben und drückten mit mir gemeinsam. Als auch das nichts half, holten sie gleich noch die holländischen Jungs von gegenüber. Mit allen möglichen Utensilien bepackt, schafften wir es zu Sechst schließlich dann doch irgendwie, das Auto aus der Misere zu befreien. Puh! Nochmal Glück gehabt. Wir waren ehrlich ergriffen von so viel Hilfe. Die Leute kamen, als ob es das Selbstverständlichste der Welt wäre, uns zu helfen. Das kennen wir ehrlich gesagt nicht. Gut, bisher hatten wir auch noch keine großartigen Probleme, aber normalerweise wird immer nur doof geguckt und vielleicht noch ein blöder Spruch abgelassen. Ein sehr schönes Gefühl heute und wir waren sehr, sehr dankbar.

Mit dieser kleinen Aufregung steuerten wir schließlich kurz vor 10 Uhr das nächste Ziel unserer Reise an: Die Insel der Päpste Île des Papes & Avignon.

An Lyon vorbei, das wir uns dieses Mal aufgrund Zeitmangel nicht ansehen konnten, wir aber auf jeden Fall auf einer unserer nächsten Frankreich-Reisen mit einbauen möchten, ging es die A7 gen Süden. Hier streiften wir auch zum ersten Mal die Rhône, den wasserreichsten Stroms Frankreichs mit insgesamt 807 Kilometern Länge. Bis zu unserem Ziel sollte der Fluss unser ständiger Begleiter sein. Mal lag er links von uns, mal rechts und bescherte uns permanent schöne Ausblicke.

In der Provence angekommen, erhob sich bei Mornas die Festung von Mornas (Forteresse de Mornas) auf einem 137 m hohen Felsvorsprung über dem Rhônetal. Wahnsinnig beeindruckend! Was für ein Klotz!

Einmal auf die A9 gewechselt verließen wir die Autobahn bei Roquemaure, die weitere Strecke führte uns über Landstraßen und kleine französische Dörfer hindurch. Allesamt waren sie herrlich anzusehen, so manches Mal kam ich allerdings ins Schwitzen, weil es immer enger wurde. Zum Glück nur ich; Anton fand das halb so wild. Er lotste uns gekonnt durch die Straßen. So sieht man wenigstens was vom Land.

Kurz vor 15 Uhr erreichten wir schließlich die kleine Insel Île des Papes in der Rhône, auf der sich unser gebuchter Campingplatz Sandaya L'Île des Papes befand. Angekommen nach rund fünf Stunden Fahrt. Anton machte sich sogleich auf den Weg zum Check-In. Hier wurde allerdings ganz genau auf die Uhr geachtet. Eine Anmeldung war erst Punkt 15 Uhr möglich.

Und so drehten wir die nächste Viertelstunde eine kleine Runde mit den Hunden. Das laute Wasserrauschen kam von der Barrage de Villeneuve-lès-Avignon, ein Staudamm, der eine wichtige Wassersammel- und Bewässerungsanlage der Region und Südfrankreichs ist und unterhalb der Rhône Bridge liegt, die wir soeben überquert hatten. Erstaunlicherweise hörte man davon auf dem Campingplatz gar nichts mehr. Wir spazierten weiter ein Stück die Rhône entlang; hier kann man meilenweit mit den Hunden laufen.

Der Check-In war schließlich schnell erledigt und so bezogen wir wenig später unseren Stellplatz Nr. 600, den letzten Platz Richtung Wald. Tatsächlich hatten wir uns diesen schon bei Buchung ausgesucht (was uns heute gar nicht mehr bewusst war). Eine gute Entscheidung, denn hier waren wir vollkommen abgeschirmt und hatten sogar ein klein wenig Blick auf die Rhône. Die Dauercamper von gegenüber waren nicht da und auch neben uns hatte sich keiner platziert. Es versprachen ruhige Tage zu werden.

Einzig, dass wir kein Frischwasser direkt am Stellplatz hatten, störte uns. Dabei mussten wir dringend auffüllen. Die Lösung war lediglich, an einem Wasserspender mit Druckknopf die Gießkanne zu füllen. Dafür musste man viel Zeit mitbringen. Aber hey – wir waren ja im Urlaub! Alles halb so wild.

Nun ging es auf Erkundungstour durch den Campingplatz. Auf den ersten Blick beim Einfahren war ich noch etwas skeptisch, doch das änderte sich schnell. Die Anlage ist groß, aber sehr schön gestaltet. Im vorderen Bereich befinden sich Mobilehomes verschiedener Stile und Kategorien. Im hinteren Bereich unter den zahlreichen Pinien findet man dann die einzelnen Stellplätze. Zusätzlich gibt es eine große Poolanlage, ein Restaurant mit Bar, aber auch einen kleinen Supermarkt und sogar Minigolf mit einem Naturschutzgebiet, in dem man verschiedene Vogelarten beobachten kann. Alles in allem ein wirklich schöner Platz, auf dem man durchaus einige Tage gemütlich verbringen kann.

Die Bar öffnete leider erst um 17.30 Uhr, was vermutlich der Nebensaison geschuldet war. Auch hier war noch kaum etwas los. Scheinbar ist Frankreich im April noch nicht so attraktiv. Lust auf Cappuccino hatten wir aber auch am späten Nachmittag noch und so suchten wir uns ein nettes Plätzchen auf der stylischen Terrasse. Mit dem Kaffee war der junge Mann an der Bar allerdings etwas überfordert. Es schmeckte nach allem – nur nicht nach Cappuccino. :-) Aber freundlich und lustig war der Barista – und das war mir wichtiger.

Mia fand den Barbesuch alles andere als toll. Hatte sie sich in der Vergangenheit langsam daran gewöhnt, war ihr das heute schon wieder alles zu viel. Als dann auch noch der Animateur auf sie zuging, war es vollkommen vorbei. Verstehe einer diesen Hund …

Wir ließen uns trotzdem nicht drängeln, da musste sie jetzt durch. In der Bar noch schnell das Frühstück für morgen bestellt, ging es zurück auf den Platz. Ich ließ meine Lieben allein und drehte meine obligate Fotorunde. Die Abendstimmung war herrlich. Perfektes Licht.

Der auf Google Maps zu sehende Rundweg um den Campingplatz war leider nur mäßig begehbar. Schon nach wenigen Metern lagen Berge von Treibholz mitten auf dem Weg. Schön anzusehen allemal. Für einen Spaziergang mit den Hunden allerdings ungeeignet, wenn sie sich nicht ihre Beinchen verstauchen sollen. Ich ließ mich aber nicht davon abbringen und lief entlang der Rhône zur Schranke des Campingplatzes und weiter zur Rhône Bridge. Hier gibt es einen kleinen Fußweg. Der Ausblick auf den Fluss und darüber hinaus ist toll. Und ganz hinten kann man sogar die Türme des Papstpalastes von Avignon erkennen.

Fast eine Stunde war ich unterwegs. Hui, die Zeit vergeht so schnell. In der Zwischenzeit wurde von Anton eine kleine Brotzeit vorbereitet, die wir uns nun mit einem Glas Wein schmecken ließen. Die Verkäuferin des Supermarktes hatte sich ganz schön ins Zeug gelegt, um den richtigen Wein für ihn zu finden und extra noch einmal recherchiert. Eine nette Geste, wie wir fanden. Ja, die Franzosen sind schon echt nett. Selbst Anton musste das nun zweifelsfrei anerkennen. :-)


Tag 5: Kleine Wanderung & Besuch der Stadt der Päpste: Avignon

Bevor es ans Frühstücken ging, durchquerte ich erst einmal die halbe Anlage, denn die gestern bestellten Brötchen in der Bar waren auch dort abzuholen. Weite Wege, aber ein schöner Spaziergang am Morgen. Mit Baguette und Croissants starteten wir typisch französisch in einen sonnigen Tag.

Unsere erste Runde des Tages führte uns entlang der Rhône. Verlaufen konnten wir uns nicht, es ging immer geradeaus. Am Campingplatz vorbei und entlang des Naturschutzgebietes steuerten wir die Schleuse von Avignon an. So etwas kannten wir ja bereits von unseren Flusskreuzfahrten, trotzdem wollten wir es uns näher ansehen. Eine riesige Anlage; leider war gerade kein Schiff vor Ort.

Alles gesehen, drehten wir nach einiger Zeit wieder um und schon kam uns der Tanker Dartimon entgegen. Wir blieben stehen, winkten (eher aus Spaß) … und dann kam doch nicht tatsächlich der Kapitän von seiner 'Brücke' heraus und winkte uns zu. Wie nett ist das denn bitte?

Fast sechs Kilometer waren wir hin und zurück unterwegs. In der Zwischenzeit hatte es um die 25 Grad und Benita war fix und alle. Jetzt ab auf den Stuhl und chillen. Die beiden Hunde brauchten die nächste Zeit erst einmal ihre Ruhe.

Noch ein wenig draußen gesessen und gelesen, ging es gegen 12.30 Uhr für mich mit dem Rad schließlich nach Avignon. Die rund 8 Kilometer führen entlang eines perfekt ausgebauten Radwegs. Den ersten Teil kürzte ich ein wenig ab und nahm den gleichen Schotterweg zur Schleuse, den wir am Vormittag entlang spaziert waren. Einmal über die Brücke hinweg, ging es dann auf geteerten Wegen weiter, was deutlich angenehmer war. Immer entlang der Rhône hatte ich die gesamte Strecke über fantastische Ausblicke. Tatsächlich gibt es hier alle paar Kilometer etwas zu entdecken, wie z. B. das Fort Saint-André, ein skurriles Marionettentheater oder auch die mittelalterliche Stadt Villeneuve-lès-Avignon. Ich wusste vorher gar nicht, dass es hier doch so viel zu sehen gibt. Schade, dass wir nur zwei Nächte blieben.

An der Pont Édouard Daladier angekommen, stieß ich erst einmal ein leises 'Whow' von mir. Vor mir eröffnete sich die fantastische Skyline von Avignon. Mit Türmen, Palästen und natürlich der berühmten Brücke von Avignon. Wunderschön!!

'Die Brücke von Avignon' ist mir seit meiner Kindheit ein Begriff. Das Kinderlied klang mir in den Ohren und ich kann mich erinnern, dass ich schon damals den Wunsch hatte, einmal selbst dort zu stehen. Heute ging er in Erfüllung.

Das Fahrrad direkt an der Stadtmauer an der Rue de L'Oulle abgestellt, ging es erst einmal zurück zur Pont Édourd Daldaier und ich warf einen Blick auf die vielen Flusskreuzfahrtschiffe, die hier teilweise zwei- und dreireihig lagen. Gerade vorhin hatten wir noch darüber gesprochen, ob um diese Zeit überhaupt schon welche hier sind. Die Frage konnte nun eindeutig mit einem Ja beantwortet werden.

Der nächste Weg führte mich dann direkt zur Brücke von Avignon, der Pont Saint-Bénezet. Zuerst einmal von unten genauer angesehen und entlang des Boulevard de al Ligne spaziert, wollte ich natürlich auch mal auf die Brücke und war dann doch etwas erstaunt, als ich vor einem Tickethäuschen stand. Dass hier Eintritt verlangt wird, wusste ich vorher nicht, war mir aber egal. Die 5 € (Stand: April 2025) waren in Ordnung. Auf den Audioguide (im Preis enthalten) verzichtete ich allerdings, so genau musste ich die Geschichte nicht wissen, mir reichte der kurze Abriss in Google.

Demnach wurde die Brücke im 12. Jahrhundert von einem jungen Hirten auf himmlischen Befehl hin erbaut, verband einst die beiden Ufer der Rhône und war mit seinen 22 Bögen (wovon heute nur noch vier vorhanden sind) eine technische Meisterleistung. Mit knapp 915 Metern galt sie zur damaligen Zeit als längste Brücke der Welt.

Ich spazierte also über den noch verbliebenen Teil, genoss den Ausblick auf die Rhône und besuchte das Osterkreuz sowie die kleine Kapelle. Tatsächlich war ich über eine halbe Stunde unterwegs.

Ob man nun zwingend da hinauf muss oder es auch reicht, sich die Brücke vom Boulevard aus anzusehen, bleibt jedem selbst überlassen. Ich für meinen Teil fand: Jetzt bin ich schon mal hier, also nehme ich das auch mit.

Über den Boulevard du Rhône spazierte ich schließlich in die Altstadt und stand wenig später auf dem 240 Meter langen und 48 Meter breiten Place du Palais. Gigantische Maße, die man in einer Stadt so gar nicht erwartet und mich schwer begeisterten. So viel Platz wurde allerdings erst nach 1404 erschaffen, nachdem der damalige Papst Benedikt XIII einige umliegende Häuser abreißen ließ.

Der gesamte Place du Palais ist autofreie Zone. Während sich auf der einen Seite ein Restaurant an das nächste reiht, findet man auf der anderen zahlreiche beeindruckende Bauwerke. Allen voran natürlich der Palais de Papes (Papstpalast), gesäumt von der Kathedrale Notre Dame des Doms Avignon (Kathedrale von Avignon) und das Hôtel des Monnaies aus 1619, das als päpstliche Münzprägeanstalt diente und jetzt ein Musikkonservatorium ist.

Ich gebe zu; ich war mehr als überwältigt von diesem Anblick. So schön hatte ich mir Avignon wirklich nicht vorgestellt. Ich spazierte die Stufen zur Kathedrale von Avignon hoch, auf deren Spitze eine 4,5 Tonnen schwere Madonnenstatue zu sehen ist. Gemütlich lief ich entlang des Platzes, alle paar Meter boten sich mir tolle Fotomotive und ich blickte zurück auf die Türme der Stadt und das Treiben in den Straßen.

Tatsächlich war einiges los hier. Auch das überraschte mich, allerdings ist Avignon an manchen Stellen schon auch sehr touristisch. Es gibt Ecken, in denen sich die Souvenirläden stapeln. Zum Glück nur partiell und in den Nebenstraßen, so dass der Charme der Altstadt erhalten bleibt.

Den Besuch des Palastes schob ich jetzt erst einmal gen Ende meines Rundwegs. Das Wetter war einfach zu schön und in erster Linie wollte ich mir ja auch die Stadt im Gesamten ansehen. Wenn ich noch Zeit habe am Ende meiner Tour und die Schlange davor nicht wesentlich länger als aktuell, dann kann ich auch hier noch einen Blick hinein werfen.

Die Kombination aus alten Gemäuern und den ersten Blüten auf den zahlreichen Bäumen gefiel mir. Alles wirkte hier so friedlich und freundlich.

Über den Place de l'Horloge, dem beliebtesten Platz der Stadt, ragt der aus dem 14. Jahrhundert stammende Uhrturm. Ringsherum Cafés, soweit das Auge reicht. Dementsprechend viel war heute auch los. Beeindruckend zudem das pompöse Opernhaus im Stil Napoleons III. sowie das Hôtel de Ville (Rathaus) aus dem 19. Jahrhundert. Nicht fehlen durfte natürlich auch das historische Karussell, das unabdingbar zu jedem Stadtbild in Frankreich gehört.

Hier in Avignon gibt es so viele Museen und Theater wie gefühlt in keiner anderen Stadt. Sogar ein Le Petit Louvre ist vorhanden, was ich jedoch nicht besucht habe (war ja noch nicht einmal im echten Louvre). Gleich gegenüber befindet sich die Stiftskirche Saint Agricol.

Über die hübsch angelegte und kaum mehr von Menschen besuchte Rue Joseph Vernet bog ich immer wieder in kleinere Gassen ab, die mich von jeher faszinieren. Immer auf der Suche nach besonders alten Türen oder Toren, die ich doch so gerne fotografiere.

Ob das Musée Calvet mit seinem mit Gold ummantelten Zaun, die hübschen Malereien auf zahlreichen Fassaden alter Gebäude oder auch zum Teil völlig herunter gekommene Straßenzüge. Jedes Einzelne hier hatte seinen Reiz. Wer mit offenen Augen und in Ruhe entlang spaziert, findet so viele Kleinigkeiten. So z. B. auch die mit ganzen Texten und Bildern versehenen Bäume entlang der Rue des Teinturiers. Über die Rue de Lices und Rue de la Bonneterie ging es langsam wieder in Richtung Altstadtkern. Die traditionsreiche Markthalle Les Halles an der Place de Pie war leider aufgrund des heutigen Ostermontag geschlossen. Schade, wo ich Märkte doch so liebe. Aber man kann nicht alles haben. Besonders interessant ist hier der vertikale Garten, der an den Außenwänden des Gebäudes angebracht ist. So wirkt dieser Betonklotz gleich viel freundlicher.

Die Rue de la Peyrolerie ist eine malerische, enge Gasse am Papstpalast, die voller Geschichte steckt und vor allem für Fotografen ein kleines Must-See ist. Links und rechts des kopfsteingepflasterten Wegs erheben sich kunstvolle Steinfassaden, hochragende Türme und der ein oder andere romantische Balkon. Wirklich absolut sehenswert. Und tatsächlich hatte ich es mal wieder geschafft, den Straßenzug ohne Menschen abzulichten.

Wieder zurück am Place du Palais, entschied ich mich nach einem kurzen Blick auf die Uhr doch noch für den Besuch des Papstpalastes. Wer weiß, ob ich jemals wieder hierher komme? Ein bisschen mussten Anton und die Hunde also noch auf mich warten und so reihte ich mich in die nur unwesentlich länger gewordenen Warteschlange ein. Zwar hätte ich dank der hier aushängenden QR-Codes das Ticket auch online kaufen können. Ich war jedoch etwas überfordert ob der Auswahl und so viel länger dauerte es dann auch nicht.

Für den Besuch des Palastes nebst Gärten bezahlte ich 12,- €. Hätte ich bei der Brücke von Avignon gleich ein Kombiticket genommen, hätte ich 2 € gespart. Egal. Wer jedoch plant, sich in Avignon mehrere Sehenswürdigkeiten und/oder Museen anzusehen, sollte vorab unbedingt entsprechende Kombinationsmöglichkeiten prüfen.

Der Palais de Papes ist nicht nur das wichtigste, sondern auch das größte mittelalterliche Gebäude der Gotik in ganz Europa. Insgesamt neun Päpste residierten vorzugsweise aus politischen Gründen in Avignon und machten diese Stadt für eine lange Zeit zur Hauptstadt des Christentums. Papst Benedikt der XII ließ den ersten Palast (Alten Palast) errichten, Papst Clemens VI erweiterte auf den Palais Neuf.

Der Rundweg beginnt am Cour d'Honneur, einem Open-Air-Theater mit rund 2.000 Plätzen. Seit über 70 Jahren finden hier jeweils den gesamten Juli über Aufführungen statt. Im Anschluss können mehr als 25 Räume besichtigt werden. Die privaten Gemächer des Papstes, Zeremonienräume, Gerichtssäle und vieles mehr. Die meisten Räume sind leer, manche beherbergen Ausstellungsstücke wie Kleidung oder Töpfereien. Andere Räume wiederum sehen aus, als würden sie gerade erst restauriert werden. Das schönste Zimmer hier ist zweifelsfrei das Papstzimmer. Es ist komplett in Blau-Orange gehalten, selbst der Boden zeigt entsprechende Fliesen. Extrem kitschig, aber ein schöner Farbklecks in dem ansonsten eher Grau gehaltenen Palast. Auch das Hirschzimmer mit alten Fresken oder die St.-Martial-Kapelle haben mir gut gefallen, dürfen aber wegen der Malereien nicht fotografiert werden.

Etwa in der Mitte des Palastgebäudes befinden sich die Gärten des Papstpalastes, die Jardins. Diese sind nicht automatisch im Eintrittspreis enthalten. Wer sie besichtigen möchte, muss dies explizit erwähnen. Von den Innenräumen des Palastes ist der Zugang eher etwas versteckt. Zum Glück wurde ich vorher darauf hingewiesen, sonst wäre ich sicherlich daran vorbei gelaufen.

Von den Gemächern des Papstes kam man damals direkt in den intimen Garten, der von keiner Seite aus einsehbar ist. Aktuell findet man hier die Nachbildung eines Greifenbrunnens sowie eine ausladende Pergola, die über und über mit Blumen behangen ist. Dazwischen ist der Garten sehr akkurat in Reihen gestaltet, mit u. a. Zitronen- und Orangenbäumen, aber auch Kräutern und vielen weiteren Grünpflanzen.

Tatsächlich war ich von diesen Gärten eher enttäuscht. Es wirkte so künstlich, wenig liebevoll und zeigte auch keine Besonderheiten. Nicht unbedingt ein Muss, zumal man von den Innenräumen des Palastes auch das ein oder andere Mal durch ein Fenster einen Blick von oben erhaschen kann.

Und so spazierte ich recht gemütlich durch die Anlage, verzichtete aber auch hier auf den Audioguide. Ich könnte mir das ohnehin nicht alles merken. Mir ist das Visuelle einfach lieber. Nachlesen kann ich dann auch zu Hause.

Im Anschluss noch einmal durch die bezaubernde Rue de la Peyrolerie, ging es über den Place du Palais und durch ein kleines Tor in der Stadtmauer zurück zu meinem Fahrradparkplatz. Langsam wurde es Zeit, die Heimreise anzutreten und so führte mich der gleiche Weg entlang des Radwegs wieder zurück, den ich gekommen war. Als ich die Schleuse von Avignon erreichte, kam doch nicht tatsächlich gerade das Flussschiff MS Bijou du Rhône von Nicko Cruises. Da musste ich dann doch nochmal kurz stehen bleiben und zusehen.

Über vier Stunden war ich heute unterwegs. Ups. Aber wenn es auch so viel zu sehen gab. Avignon hat mich in vielerlei Hinsicht überrascht. Zum einen, dass die Stadt so groß ist. Ich hatte tatsächlich mit einer mehr als überschaubaren Altstadt gerechnet. Zum anderen, dass es neben der bekannten Brücke doch so viele weitere, fantastische Gebäude und Straßenzüge gibt. Wenn man sich vorher mal nicht so mit dem Stadtplan beschäftigt …

Ich war aber auch froh, Avignon in der Nebensaison besucht zu haben. Schon heute waren unglaublich viele Touristen unterwegs. Wie ist das dann erst im Sommer? Da taucht man dann wohl eher nicht mehr in das malerische Flair und den Charme der Altstadt ein, sondern wird nur noch durchgeschoben.

Zurück am Platz berichtete ich nun erst einmal von meinen Eindrücken, anschließend spazierten wir mit den Hunden über den Campingplatz. Die Mäuse wollten schließlich auch mal wieder was sehen. Auf dem Weg lernten wir ein Pärchen kennen, die den gleichen Grill hatten wie wir. Vorsichtshalber ließen wir ihn uns nochmal erklären, vielleicht sind wir ja wirklich etwas doof. Aber nein – er war tatsächlich kaputt. Mist.

Also wurde ganz normal gekocht, wir ließen es uns schmecken und den Abend gemütlich auf unserem Stellplatz ausklingen. Ein intensiver und eindrucksvoller Tag ging zu Ende.


Tag 6: Au revoir, France! Bienvenido a España! (Region Costa Brava)

Happy Birthday! Heute Morgen war es doch glatt ein wenig stressig. Erst das bestellte Frühstück am anderen Ende des Campingplatzes abholen, jenes vorbereiten und noch ein bisschen zu Antons 50. dekorieren – ohne, dass er es mitbekam. Hat aber geklappt! Viel konnte ich ohnehin nicht gestalten, da wir in wenigen Stunden diesen Platz verlassen und uns auf den Weg nach Spanien machen würden.

Die Outdoor-Möbel hatten wir schon gestern Abend verstaut. Im Inneren des Wohnmobils ebenfalls alles wieder an Ort und Stelle geräumt, drehten wir mit den Hunden eine kleine Abschiedsrunde über den Platz. So langsam fing es an, dass die Tage schon wieder viel zu schnell vergingen. Am Anfang der Reise kam mir das noch nicht so vor, doch jetzt hatte ich das Gefühl, als würden wir schon wieder fahren, obwohl wir doch gerade erst angereist waren. Aber so ist das nun mal, wenn man immer nur zwei oder drei Tage an einem Ort verweilt. In Spanien sollten wir ganze vier Nächte bleiben. Selten bei uns.

Kurz vor 11 Uhr den Campingplatz verlassen, steuerten wir zunächst eine Tankstelle in Villeneuve-lès-Avignon an, anschließend ging es auf die A9 und über Nimes, Montpellier, Béziers, Narbonne und Perpignan gen Süden. Während der Fahrt veränderte sich das Landschaftsbild zusehends. Von den grünen Oasen und zahlreichen Weinbergen fuhren wir in eine karge Hügellandschaft, im Hintergrund konnten wir die schneebedeckten Gipfel der Pyrenäen erkennen. Exakt drei Stunden später erreichten wir die Grenze zu Spanien. Ein schönes Gefühl.

Was daran so besonders war? Nun ja. Wir waren eben noch nie mit dem eigenen Auto in Spanien und während für Anton damit tatsächlich ein Wunsch in Erfüllung ging, war ich überrascht, wie 'schnell' das jetzt alles ging. Von wegen, das wird eine ellenlange und anstrengende Fahrt. Anfangs war ich ja eher skeptisch, für gerade mal zweieinhalb Wochen 'so weit' zu fahren. Doch mit den Stopps zwischendurch gestaltete es sich zu einer sehr angenehmen Reise und ich freute mich auf die nächsten Tage in meinem Lieblingsland, das ich bereits in vielen Regionen besucht hatte; die Costa Brava war allerdings neu für mich.

Ab der Grenze war es nicht mehr weit. Anton hatte uns den Campingplatz Laguna in Empuriabrava gebucht, eine gute halbe Stunde entfernt. Die letzten fünf Kilometer ging es entlang des Camí del Càmping, einer Straße, die ausschließlich zum Platz führt. Hier waren wir gefühlt am Ende der Welt.

Gegen 14.30 Uhr eingecheckt, steuerten wir als Erstes die Wasserversorgungsstation in der Mitte des Platzes an, denn auch hier gibt es direkt am Stellplatz leider kein Frischwasser.

Gebucht hatten wir den Stellplatz Premium Strand in erster Reihe zum Meer und erhielten die Nummer 910B. Die Plätze links und rechts waren bereits besetzt, es wirkte alles ziemlich eng und vom Meerblick war auch nicht viel zu sehen, da sich zwischen Stellplatz und Strand sehr viel Gestrüpp befand. Hm. Das hatten wir uns ein wenig anders vorgestellt. Doch es ist wie es ist. Jetzt erst einmal raus aus dem Wohnmobil. Die Hunde waren schon wieder aufgedreht, der Duft des Strandes lag ihnen in der Nase … da mussten wir jetzt hin.

Der Himmel war bewölkt, ein frischer Wind ging. Da fährt man nach Spanien und bekommt Wolken und 16 Grad … :-) Doch das alles tat unserer guten Stimmung keinen Abbruch. Kaum Sand unter ihren Pfötchen gespürt, fingen unsere Mäuse zu Blödeln an, sausten und buddelten um die Wette. Dass Benita so Sand verrückt ist, war mir klar. Doch selbst bei Mia gab es kein Halten mehr. Da haben wir wohl den richtigen Platz gewählt und Frauchens Herz ging auf.

Der Sandstrand direkt am Campingplatz Laguna ist öffentlich. Hunde dürfen angeleint zu jeder Zeit mitgeführt werden. In der Hauptsaison ist das Baden jedoch nur am ausgewiesenen 'Bau Beach' 500 Meter vom Platz entfernt, erlaubt. Während unseres Besuch herrschte noch Nebensaison. Badegäste waren kaum anwesend und so konnten die Hunde überall ins Wasser. Viele von ihnen waren auch ohne Leine unterwegs. Schön zu sehen, dass die am Strandeingang zur Verfügung gestellten Kotbeutel rege genutzt wurden und man tatsächlich nicht ein einziges Häufchen entdeckte. Weiter so! Nur so hält man die Hundefreundlichkeit aufrecht!

Eine kurze Kennenlernrunde über den Campingplatz gedreht, ging es nun zurück zu unserem Auto. Eigentlich mit dem Ziel, jetzt erst einmal alles aufzubauen und sich einzurichten für die nächsten Tage. Doch dann machte uns die Ameisenkolonie einen Strich durch die Rechnung. Na super! So konnten wir nichts aufbauen und ich hatte auch keine Lust, mich mitten rein zu setzen.

Auf Nachfrage an der Rezeption kam kurze Zeit später ein Gärtner vorbei, der allerdings nur mit einer Chemiekeule dagegen vorgehen konnte. Mit unseren Hunden keine Option. Also wechselten wir den Platz. Weil es in der ersten Reihe zum Meer keinen mehr gab, zogen wir zwei Reihen nach hinten um. Ganz ehrlich? Dieser Platz (Nr. 25) war viel schöner! Freier und angenehmer, nicht so eingequetscht. Und das Meer sahen wir von hier aus sogar besser, wenn auch ein Stück weiter entfernt.

Das ganze Hin und Her hatte uns nun eine gute halbe Stunde gekostet, aber man muss sich ja auch wohlfühlen. Für die nächsten Tage alles soweit aufgebaut, sahen wir uns den zweiten Teil des Campingplatzes näher an. Dort befindet sich die Lagune Llacuna de la Muga Vella. Sie wird von einer kleinen Brücke überspannt, rund um den See befinden sich zahlreiche Stellplätze, aber auch eine Reihe von Mobilheimen. Auch eine schöne und vor allem sehr ruhige Ecke. Natur pur inmitten des Campingplatzes.

Die Meinungen über den Platz sind ziemlich kontrovers. Grundsätzlich existiert 'Camping Laguna' schon seit 1968. Aufgrund der Lage mitten im Naturpark Aiguamolls de L'Empordà gibt es aber auch einige Gegner, die diese Tatsache gar nicht gutheißen (Verschmutzung/Störung). Andere wiederum genießen die Ruhe und Erholung. Und genau das findet man hier auch. Ein authentisches Paradies an der Costa Brava.

Endlich hatten wir die Hunde müde bekommen. Zeit, Antons Geburtstagstisch zu 'eröffnen'. Lange genug musste er warten. Dass er ausgerechnet heute so lange am Steuer saß, hatte er sich selbst ausgesucht. Dass wir dann doch erst gegen Abend so richtig zur Ruhe kamen, nicht. Aber groß feiern stand ohnehin nicht am Plan.

Mich zog es kurze Zeit später noch einmal mit Kamera bewaffnet an den Strand. Die Stimmung war aufgrund der Wolken einzigartig und gegen 19 Uhr lockerte es dann doch tatsächlich noch auf. Endlich wieder blauer Himmel. Endlich wieder Sonne.

Zum Abendessen holten wir uns eine Meeresfrüchte-Paella 'to go'. Sie wurde mir in der Original Gusseisenpfanne gereicht. Kein Plastik. Sehr löblich. Mit einem vorzüglichen Weißwein aus der Kellerei Bach aus Katalonien ließen wir uns das Abendessen schmecken und stießen auf diesen besonderen Tag an. Die Paella war fantastisch und können wir wärmstens empfehlen.

Passend zum Sonnenuntergang spazierten wir noch einmal entlang des Strandes. Die Hunde buddelten sich durch den Sand. Die Müdigkeit stand ihnen zwar ins Gesicht geschrieben, aber trotzdem musste hier und dort noch ausgiebig geschnüffelt und gespielt werden.


Tag 7: Kleine Wanderung mit den Hunden & Besuch von Empuriabrava

Der Morgen brachte heute erst einmal etwas Arbeit mit sich. Aber so ist das nun mal mit der Selbständigkeit. Da kann man es sich nicht immer aussuchen, wo und wann man tätig werden muss. Ein verspätetes Frühstück unter blauem Himmel genossen, starteten wir schließlich zu Viert Richtung Empuriabrava.

Es gibt zwei Optionen, um dorthin zu gelangen. Entweder quer durchs Flussende der Muga waten und in weniger als fünf Minuten an der Promenade der Platja d'Empuriabrava stehen, oder mit einem Umweg über die Brücke Passera de la Muga knapp vier Kilometer ausholen. Wir wählten tatsächlich Variante 2, denn durch den Fluss hatten wir alle keine Lust.

Auf der Reisemesse in München Mitte Februar meinte die Dame aus Empuriabrava, dass hier 'kaum' Wasser vorhanden wäre und man ohne Probleme über den Strandweg in die Stadt gelangt. Nun ja. Das kommt aber tatsächlich auf die Gezeiten an, denn hier herrscht Ebbe und Flut. Demnach ist der Wasserstand morgens und abends am geringsten und ein Durchkommen einfach. Gegen Mittag allerdings reicht das Wasser dann auch gerne bis zu den Knien. Und wer so spät dran ist wie wir, hat dann eben Pech gehabt.

Und so ging es die schnurgerade Camí del Càmping knapp zwei Kilometer bis zur Brücke Passera de la Muga entlang. Der Verkehr hielt sich in Grenzen, zusätzlich gab es auch einen angedeuteten Rad- und Fußweg.

Inzwischen brannte die Sonne ziemlich herunter, Benita war schon an der Brücke vollkommen k. o., aber so ein kleines bisschen in die Stadt wollten wir dann doch. Bis ganz nach vorne zum Strand schafften wir es nicht. Mit ihren 13 Jahren ist sie einfach nicht mehr so belastbar. Stattdessen ging es gemütlich und mit vielen kleinen Schnüffelpausen auf der anderen Seite des Flusses am Camí Natural de Muga entlang.

Empuriabrava ist ein reiner Ferienort und wurde 1967 gegründet. Er liegt am Golf von Roses und wird fast ausschließlich von Touristen bewohnt. Im Sommer steigt die Anzahl der Einwohner schnell auf 100.000. Mit über 5.000 Bootsliegeplätzen und rund 25 Kilometern schiffbaren Kanälen besitzt Empuriabrava die größte Marina Europas. Das gesamte Areal wurde so gestaltet, dass ein Großteil der Villen direkten Zugang zur Straße wie auch zum Wasser haben.

Zugang zum Wasser haben die Villen hier entlang des Camí Natural de Muga zwar nicht. Schön anzusehen sind sie aber dennoch. Jede Villa war einzigartig. Die einen mit Türmchen, die anderen mit Dachterrasse. So etwas könnte uns auch gefallen. Die Immobilienpreise liegen hier jedoch deutlich über dem spanischen Durchschnitt.

Gut zwei Stunden waren wir unterwegs, die Hunde dementsprechend müde und froh, als sie es sich wieder in ihren Stühlen bequem machen konnten. Auch wir legten eine kleine Pause ein. Doch schon eine halbe Stunde später machte ich mich erneut auf den Weg.

Dieses Mal ging es mit dem Rad nach Empuriabrava. Entlang der gleichen Strecke, die wir vorhin entlang spaziert waren, weiter an die Strandpromenade. Als besonders 'schön' könnte ich sie jetzt nicht bezeichnen. Die 'Residence Sylvia' ist ein riesiger Betonklotz und so richtig typisch für die Costa Brava. Ein Überbleibsel aus den 70er und 80er Jahren. Die Promenade selbst ist sehr großzügig gestaltet, bietet zahlreiche Cafés und Bars und ist von großflächigen Grün- und Sportanlagen durchzogen. Selbst ein Tennisplatz ist vorhanden! Die Platja d'Empuriabrava mit ihrem feinen Sandstrand erstreckt sich über 1,3 Kilometer und bietet demzufolge hinter der Promenade auch einen Parkplatz in einer schier unermesslichen Größe.

Heute war jedoch kaum etwas los. Ende April herrscht hier noch Nebensaison. Und ich war dankbar dafür. Ich genoss den Ausblick auf den nahezu menschenleeren Strand und über das Meer. Im Sommer möchte ich nicht hier sein.

Weiter ging es zum Pier. An der Bar Dock 42N mein Fahrrad abgestellt, spazierte ich zum Eingang der Marina. Ein schönes Fleckchen, von hier hat man einen wunderschönen Blick übers Meer und auf den gegenüberliegenden Leuchtturm. Den wollte ich eigentlich auch noch besuchen, doch dafür hätte ich erst einmal quer durch die Stadt radeln müssen. Durch die vielen Kanäle gibt es keinen direkten Weg dorthin.

Fast eine Stunde fuhr ich schließlich kreuz und quer durch den Ort und sah mich näher um. Die genaue Wegstrecke erspare ich Euch an dieser Stelle. Immer wieder blieb ich stehen, betrachtete die zahlreichen Boote und Yachten wie auch die fantastischen Villen. Unbeschreiblich schön. Eines der markantesten Gebäude ist der Torre Mirador Club Nàutic, der allerdings geschlossen hatte. Am Capitania Port Principal wurde der Parkplatz zweckentfremdet. Statt Autos parken hier Yachten und Boote und werden zum Verkauf angeboten.

An der Carrer Poblat Tipic-Gregal ganz in der Nähe der Brücke Avinguda de la República Catalana kann man sich ein Boot ausleihen und damit sogar ganz ohne Führerschein auf eigene Faust durch die Kanäle schippern. Natürlich mit vorheriger Einweisung. Ich dagegen spazierte entlang des Kanals und besuchte die Kapelle la Verge del Carmen, die bereits in den 1970er Jahren errichtet wurde. Ihre Form ist eher schmucklos, aber trotzdem schön anzusehen. Jedes Jahr am 16. Juli findet zu Ehren der Schutzheiligen eine feierliche Prozession entlang der Kanäle statt.

Möchte man alles von Empuriabrava sehen, müsste man mindestens einen Tag dafür einplanen. Ich gab mich mit dem, was ich heute besucht hatte, zufrieden und verzichtete darauf, die restlichen 350 Straßenzüge abzuklappern. Der Weg ins Ortszentrum führte mich eher in eine laute und viel befahrene Ecke der Stadt, weshalb ich wieder umkehrte. Noch schnell ein paar Kleinigkeiten sowie Fisch im Supermarkt La Rosa eingekauft, ging es nun wieder zurück zu meinen Lieben. Ich war irgendwie kaputt. Die vielen Eindrücke und die Hitze haben mich müde gemacht.

Nach einem ausgiebigen Strandspaziergang, bei dem die beiden Hunde sogar mal freiwillig ins Wasser watschelten, steuerten wir die Bar für einen Cappuccino an … und staunten nicht schlecht, als uns dieser mit einer dicken Haube Sprühsahne und Kakaopulver serviert wurde. Ohje … Allerdings spiegelte das auch ein wenig das Publikum des Platzes wider, das (zumindest um diese Zeit) hauptsächlich aus deutschen Rentnern bestand. Und die meisten von ihnen lieben Sahne.

Zum Abendessen gab es Pasta mit Scampi und gegen 19.30 Uhr genossen wir eine fantastische Abendstimmung. Die tief stehende Sonne hüllte Meer und Strand in ein besonders schönes Licht. Was für ein herrlicher Tagesabschluss.


Tag 8: Ausflug nach Castelló d'Empúries

Nach dem Frühstück drehten wir heute eine etwas kleinere Runde mit den Hunden. Wir wollten Benita nicht unnötig überfordern, denn die gestrige Wanderung hatte sie doch mehr geschafft als gedacht. Deshalb ging es gemütlich durch die Anlage des Campingplatzes, natürlich mit einem Abstecher zum Strand.

Um die Mittagszeit schnappte ich mir wieder mein Rad und machte mich auf den Weg ins knapp sechs Kilometer entfernte Castelló d'Empúries. An der Muga-Brücke Passera de la Muga bog ich dieses Mal nicht nach rechts, sondern nach links ab und folgte einfach nur schnurgerade dem Camí Natural de la Muga. Eine wirklich schöne Strecke. Sehr ruhig und naturbelassen, mit tollen Ausblicken, am Wegesrand teilweise meterhohe Kakteen.

In dem mittelalterlichen Städtchen angekommen, musste ich mich erst einmal zurecht finden. Hier gibt es so viele ineinander verwobene Straßen und Gassen, die verwirren. Plötzlich rief mir ein älterer Herr von seinem Mini-Balkon zu und wies mir den Weg. Gut, dass mein Spanisch doch noch nicht ganz eingerostet war; ich bedankte mich und stand wenig später dann auch schon an der Plaza dels Homes, parkte mein Fahrrad und begann meinen Rundgang.

Castelló de Empúries schien sich immer noch im Winterschlaf zu befinden. Hier war ja gar nichts los! Für mich natürlich absolut perfekt. Ich liebe leere, mittelalterliche Städtchen. Nicht nur, dass man sich dann so schön in die damalige Zeit zurück träumen kann. Auch meiner Fotoleidenschaft kam das zugute.

Und obwohl heute kaum Touristen unterwegs waren, hat sich der Ort für diese prinzipiell gut aufgestellt. An jeder Ecke findet man Informationstafeln mit Standort-Angabe und Hinweise auf weitere Sehenswürdigkeiten des Ortes. Die einzelnen Gebäude sind anhand weiterer Tafeln näher beschrieben, Museen kosten gerade einmal 1 € Eintritt. Ein sehr interessanter, kultureller Rundgang, für den man sich genügend Zeit lassen sollte.

Mehr als vier Jahrhunderte lang galt Castilló de Empúries als Hauptsitz der Grafschaft Empúries. Ein Großteil des mittelalterlichen Straßenverlaufs ist bis heute unverändert, von den meisten Palästen oder Klöstern sind jedoch nur noch Spuren zu erkennen. Entlang der Stadtmauer und am romantischen Restaurant El Portal de la Gallarda vorbei, erreichte ich durch einen mit Flieder behangenen Durchgang den Mirador El Paller d'en Melino, von wo aus man einen tollen Blick auf die Berglandschaft der Pyrenäen im Hintergrund und die mit Gemüse und Obst bebauten Äcker im Vordergrund hat.

Das Wahrzeichen des Ortes ist jedoch die Basilika de Santa Maria, deren Bau im 13. Jahrhundert begann und sich einen langen Zeitraum hinweg zog. Der Kirchturm ist weit über die Stadtgrenzen hinaus zu sehen und der gesamte Bau wirklich beeindruckend.

Auf der Placa Mosen Cinto Verdaguer direkt vor dem Hauptportal der Basilika wurden gerade zahlreiche Stuhlreihen in einen LKW verpackt. Hier fand gestern eine Veranstaltung zum Diada de Sant Jordi statt, dem Festtag, der in Katalonien zu Ehren seines Schutzpatrons, des Heiligen Georg, gefeiert wird. Brauch ist es, den Damen eine rote Rose und den Herren Bücher zu schenken. Mit dem Schutzpatron hat dies wenig zu tun, wurde 1931 aber im Zuge des frisch eingeführten 'Welttag des Buches' eingeführt und seitdem beibehalten.

Im ganzen Ort verteilt entdeckte ich immer wieder Dekorationen zu diesem Festtag. In erster Linie waren es von Schulkindern gebastelte rote Rosen oder auch kleine Drachen. Denn 'eigentlich' war der Heilige Georg einst ein Drachentöter. Heute werden die Fabelwesen sehr niedlich dargestellt.

Einen kurzen Blick ins Innere der Kirche geworfen, spazierte ich zur Llotja de Contractació, einst Fischmarkt und Treffpunkt für Handelsleute. Durch das mit zahlreichen Rundbögen versehene, offene Gebäude, hindurch, erreicht man das Creu del Terme, ein noch im Original erhaltenes Steinkreuz der Gotik.

Von hier streifte ich erneut kreuz und quer durch die Gassen und steuerte anschließend das Rentador Públic an, wo sich vor vielen, vielen Jahren die Frauen zum Wäsche waschen trafen. Das Becken war ohne Wasser und auch sonst wirkte es ein wenig 'eingestaubt'. Vermutlich wird es zu den Sommermonaten wieder aufgehübscht.

Der weitere Weg führte mich an bunten Häusern und durch Arkaden hindurch, das ehemalige Gefängnis war zu sehen und die ein oder andere Hausmauer ziert moderne Wandmalereien, viele von ihnen mit einer Botschaft. Insgesamt fühlte ich mich auf diesem rund eineinhalbstündigen Rundgang vollkommen ins Mittelalter zurück versetzt und lernte eine Stadt kennen, die mir bisher völlig unbekannt war, jedoch absolut empfehlenswert ist. Es müssen nicht immer die großen, bekannten Orte sein. Meist viel eindrucksvoller sind die kleine Geheimtipps.

Auf dem Rückweg machte ich mich noch auf die Suche nach einem Souvenirladen, den es im Zentrum nicht gab (was ich als sehr positiv empfand), wurde aber auch am Stadtrand nicht fündig und so ging es wieder zurück zum Stellplatz. Unseren Stier-Sticker für den Camper werden wir schon noch bekommen.

Bei einem Cortado an der Bar (man lernt ja dazu) erzählte ich von meinen heutigen Eindrücken, am späten Nachmittag ging es auf den obligaten Standspaziergang mit Sausen und Buddeln. Die Abendstimmung war wieder einmal fantastisch. Die untergehende Sonne hüllte Meer und Lagune in ein unbeschreibliches Licht. Ein Moment voller Freude und Dankbarkeit für diese schönen Tage.


Tag 9: Kleine Fahrradtour durch die Natur

Der heutige Tag startete erst einmal wieder mit einem ausgiebigen Strandspaziergang. Inzwischen gab es auch in Spanien sehr warme Temperaturen von rund 26 bis 28 Grad. Da durfte der ein oder andere Abstecher ins Wasser bei den beiden Hunden nicht fehlen. Sie werden doch nicht etwa noch zu Wasserratten?

Für mich ist es tatsächlich immer das Schönste zu sehen, wie glücklich die beiden am Strand sind. Er scheint eine magische Anziehungskraft auf sie auszuüben, strengt aber auch an. Nach einer Stunde waren sie beide wieder platt und Benita verzog sich erst einmal ins Innere des Wohnmobils.

Auch den letzten Tag unseres Aufenthalts in Spanien wollte ich noch einmal für einen kleinen Ausflug nutzen. Die Idee eines Besuchs der Geburtsstadt von Salvador Dalí, Figueres, verwarf ich aus mehreren Gründen recht schnell wieder. Zum einen war es mit dem Fahrrad zu weit und mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu umständlich. Zum anderen sind wir bei Anreise direkt daran vorbei gefahren und der erste Eindruck überzeugte mich so gar nicht. Das war den Aufwand nicht wert.

Und so entschied ich mich, mein Fahrrad heute mal nicht nur als Transportmittel zu nutzen, sondern tatsächlich mal eine kleine Tour zu unternehmen. Auf der Seite des Campingplatzes gibt es eine Übersicht verschiedener Radtouren mit unterschiedlicher Länge und Schwierigkeitsgrad. Ich mixte ein wenig und legte schließlich rund 20 Kilometer im Parc Natural des Aiguamolls de l'Empordà zurück.

Dabei fuhr ich an/durch zahlreiche Apfelplantagen, die bereits erste Blüten trugen. Kleine Schilder weisen auf die jeweilige Finca und die Verarbeitung des Obstes hin. Vereinzelt stößt man auch auf längst verlassene Gebäude, wie z. B. die Ermita de Sant Antoni dels Cortals, eine uralte Kapelle, die zwar geschlossen, aber allein von außen schon sehenswert ist. Drum herum war alles verwuchert und verwachsen.

Mein Navi lotste mich durch das Gelände eines eingestürzten Herrenhauses, Mas Bellesguard. So ganz sicher war ich mir ja nicht, aber es war der einzige sinnvolle Weg. Das Gebäude ist inzwischen von Graffiti übersät, aus den Garagen blitzten uralte vergammelte Autos hervor. Insgesamt wirkte alles ziemlich gruselig. Wer weiß, wer sich hier alles herumtreibt. Nichts wie weiter. Ein kleines bisschen musste ich ja selbst über mich schmunzeln. Vor allem, als mir kurze Zeit später zwei ältere Damen auf ihren Klapprädern entgegen kamen und eben genau dorthin fuhren. Die machten sich sicher keine großen Gedanken.

Eine wirklich schöne Runde, die ich da heute zurückgelegt hatte. Natur pur und mit Ausnahme einer Handvoll Radfahrer war ich vollkommen allein. Die Wege könnten nur stellenweise etwas besser sein. Ein Teil besteht aus grobem Kiesel, andere wiederum waren vom Regen so unterspült, dass sie eher einer Motocross-Strecke glichen. Aber eigentlich macht es ja gerade das naturbelassene so einzigartig.

Wieder zurück, hatte ich mir jetzt aber in jedem Falle ein Stück Tiramisu mit Cortado verdient. Wir suchten uns einen sonnigen Platz am Restaurant und realisierten so langsam, dass unsere Tage in Spanien morgen schon wieder vorbei sein würden. Die Zeit vergeht einfach so rasend schnell.

Doch noch waren wir hier und nutzten die Zeit erneut für den Strand. Bisher hatte ich mich noch nicht ins Wasser gewagt, heute wollte ich das ändern, wenn auch nur knietief. Wir beobachteten die vielen Parasurfer, aber auch die zahlreichen Fallschirmspringer, die schon seit Tagen gefühlt im Minutentakt vom Himmel fielen. Für schlappe 299 € ist man dabei. 3-Stunden-Ausflug mit 5 Minuten Falldauer. Startpunkt im Nordwesten von Empuriabrava, im eigenen Skydive Center. Die Hunde interessierte das alles nicht, sie flippten im Sand mal wieder regelrecht aus und sausten herum.

Den restlichen Nachmittag verbrachten wir an unserem Stellplatz. Tatsächlich das erste Mal in diesem Urlaub, dass ich mich ein paar Stunden meinem Buch, meiner Handarbeit und dem süßen Nichtstun widmete. Vollkommen untypisch für mich. :-)

Ein letztes Mal den Sonnenuntergang genießen, dann holte ich uns im Restaurant eine Pizza. Auf Kochen hatten wir keine Lust und eine Pizza geht immer. Naja. Sie war ok. Paella können sie besser.


Tag 10: Adiós España – Bonjour France! (Region: Okzitanien)

Schon am Morgen zogen dunkle Wolken über Empuriabrava hinweg. Der Wetterbericht prophezeite für die nächsten Tage Regen. Zeit, weiter zu reisen. Tatsächlich passierte es auf dieser Reise häufig, dass es kurz nach unserer Abreise schlecht(er) wurde. Da hatten wir dieses Mal unbeschreibliches Glück.

Mit den Wolken wurde es auch merklich kühler, trotzdem starteten wir auf unseren letzten Strandspaziergang. Irgendwie schienen die Hunde inzwischen genug davon zu haben. So richtig interessiert waren sie nicht mehr. Auch gut. Dann musste Frauchen kein schlechtes Gewissen haben.

Weil wir schon gestern Abend alles wieder ins Wohnmobil gepackt hatten, gab es heute nur einen provisorischen Frühstückstisch. Viel Zeit hatten wir eh nicht. Gegen 11 Uhr verabschiedeten wir uns von unseren Nachbarn und machten uns auf den Weg.

Noch schnell das Grauwasser abgelassen, entdeckten wir plötzlich frische Ölflecken am Boden. Prompt rutschte uns das Herz in die Hose. Bitte nicht …! Es tropfte zwar nichts, aber um wirklich sicher zu gehen, lief ich nochmals zurück zu unserem Stellplatz … und war erleichtert, als ich dort keinerlei Hinweise darauf fand, dass irgend etwas leckte. Zum Glück gehörten sie zu einem anderen Wohnmobil. Das hätte uns jetzt noch gefehlt.

In Figueres machten wir Halt am Carrefour – Lebensmittel auffüllen. Die ersten Tage kamen wir auch ohne großen Supermarkt gut um die Runden. Doch der Bestand neigte sich langsam seinem Ende zu und die Campingplatz eigenen Märkte führen eben doch nur das Notwendigste. Während ich bei den Hunden im Auto blieb, wühlte Anton sich gefühlt durch die 'Dubai Mall'. So einen großen Supermarkt hatte er noch nie gesehen.

Weiter ging's. Um kurz vor 13 Uhr passierten wir wieder die Grenze zu Frankreich. Über Perpignan, Narbonne, Béziers und Poussan erreichten wir zwei Stunden später mit dem Sandaya Tamaris unseren nächsten Campingplatz. Zwischen Sète und Montpellier gelegen, genauer gesagt in Frontignan. Vor allem das letzte Stück war eine wirklich interessante Strecke. Über den ein oder anderen Kanal ging es zwar Richtung Meer, wir konnten jedoch nur Lagunen und den See Étang D'Ingril erkennen. Eine lange Straße führte uns schnurgerade zwischen eben diesen hindurch. Und da soll noch was kommen? Irgendwie sah alles so unwirklich aus. Eher wie künstlich aus dem Boden gestampft.

Die Parkmöglichkeiten vor dem Campingplatz sind eher mau bzw. parkten die meisten einfach nur dämlich. Wir stellten uns an den Straßenrand und während Anton uns eincheckte, starb ich mal wieder tausend Tode, weil permanent irgendwelche Autofahrer millimetergenau an uns vorbei düsten. Wir brauchen nicht schon wieder eine Schramme, so wie wir es erst vor zwei Jahren in Italien hatten. Doch zum Glück passierte nichts und wenig später konnten wir auch schon auf unseren Platz.

Gebucht hatten wir einen 4-Sterne-Platz in erster Reihe zum Meer. Die Wege hier durch sind eng. Sehr eng, der vorletzte Platz war unserer. Und als hätten wir es nicht schon geahnt: Vom Meer war hier absolut gar nichts zu sehen. Dazu musste man erst auf einen kleinen Hügel kletterten und über den Zaun gucken – erst dann hatte man freie Sicht auf Frontignan Plage.

Dieses Mal hatte es mit den Stellplätzen am Meer nicht so ganz geklappt. Aber wir ließen uns die Laune nicht verderben. Dafür hatten wir einen riesigen Bereich, konnten uns ausbreiten und ruhig war es obendrein.

Das Auto nur kurz abgestellt, drehten wir auch schon die erste Runde durch den Platz. Am Eingang zum Strand dann ein großes Schild: Hunde verboten. Ach ne. Das war ja schade. Ich hatte mich so gefreut, dass unsere Vierbeiner hier noch einmal ein paar Tage buddeln können. Aber Verbot ist Verbot … oder etwa doch nicht?

Auf unserem Rundgang verschafften wir uns einen ersten Überblick über die Einrichtungen des Platzes, die wir uns anhand der Website viel größer und aufwändiger vorgestellt hatten. Tatsächlich ist der Platz ziemlich klein. Aber er gefiel uns und hatte auch alles, was man so braucht.

Wieder zurück am Platz, packte Anton Tisch und Stühle aus, ich räumte die Lebensmittel ein, schließlich gab es meinen heiß geliebten Kaffee. Nicht weit von uns entfernt und direkt zum Strandeingang stand ein Foodtruck. Ich bestellte zwei Panini; für den kleinen Hunger. Tatsächlich waren sie so groß, dass wir heute nicht mehr viel brauchten.

Anton war müde von der Fahrt und ruhte sich erst einmal aus, ich schnappte mir die Kamera und spazierte zum Strand, wo gerade fünf Hunde freudig umher sprangen. Aber ich dachte …?! Hm. Die Halter waren keine Urlaubsgäste, sondern Einheimische. Wenn sie ihre Hunde mit an den Strand nehmen, dann mache ich das aber auch. Wenig später unterhielten wir uns mit einem anderen Gast, der uns erklärte, dass es in Frankreich wahrlich nicht eng gesehen wird. Im Juli/August ja – dann sollten sie möglichst nicht am Strand herumtollen. Doch sonst und vor allem, wenn nichts los ist (wie aktuell), stört sich niemand daran. Das waren ja tolle Neuigkeiten.

Deshalb schnappte ich mir umgehend Benita und drehte mit ihr eine Runde am Strand. Leider war es kein Sandstrand, sondern ein Gemisch aus groben Sand und Kiesel. Das gefiel ihr nicht besonders gut, aber zum Schnüffeln reichte es dann doch.

Ein großer Ausflug stand heute nicht mehr an, aber ein bisschen was wollten wir auch außerhalb der Anlage noch sehen und so ging es aus dem Campingplatz raus und einmal über die Straße zu den Lagunen. Schön anzusehen waren sie. Gestunken hat es hier allerdings auch extrem.

Und so ließen wir den restlichen Tag gemütlich auf dem Platz ausklingen. Die Hunde bekamen jede ihren Stuhl, damit sie ein wenig zur Ruhe kamen und wir planten die nächsten Tage. Zum Sonnenuntergang ging es zunächst an den Strand, später noch zur Lagune, in der sich die untergehende Sonne herrlich spiegelte. Und wieder waren wir an einem völlig anderen Ort angekommen. Auf dieser Reise lernten wir so viele unterschiedliche Regionen kennen. Und jede war einzigartig. Ich freute mich auf die Erkundungen in den nächsten Tagen.


Tag 11: Strandspaziergang, Radrundfahrt durch die Natur und Weinbaugebiete & Frontignan

Heute Nacht hatte es ein wenig geregnet, am Morgen hingen dichte Wolken über Frontignan. Der Wetterbericht zeigte immer wieder kleinere Regenschauer über den Tag verteilt an. Tatsächlich wurden sie alle vom Winde verweht und es blieb den gesamten Tag über trocken, wenn auch etwas trüber als sonst.

Auch hier konnte man sich morgens im Platz eigenen Supermarkt (ohne Vorbestellung) Croissants, Baguettes und vieles mehr holen. Nicht jeden Tag nahmen wir dieses Angebot in Anspruch, tatsächlich hatten wir von Tag zu Tag weniger Hunger.

Gegen 11 Uhr brachen wir zu einem ausgiebigen Strandspaziergang auf. Auch wenn die Hunde etwas Mühe hatten, über den Kies zu laufen, fanden sie langsam Gefallen daran. Und wer gerne Muscheln sammelt, ist hier genau richtig. So viele habe ich bisher noch nirgends gesehen. Hier kann man sie tonnenweise mit nach Hause nehmen.

Zurück ging es durch kleinere Straßen und an einigen Ferienwohnungen vorbei. Die befanden sich noch im Winterschlaf oder wurden vereinzelt instand gesetzt. Noch wirkte die Gegend ziemlich verschlafen.

Die Mäuse waren kaputt, Anton widmete sich dem Wohnmobilputz und ich schnappte mir mein Rad und startete eine kleine Fahrradtour. Ziel des heutigen Tages war der Ort Frontignan, rund sechs Kilometer entfernt. Obwohl ich entlang der Straße, die wir gestern gekommen waren, toll ausgebaute Radwege entdeckt hatte, wollte mich Google Maps so absolut gar nicht darüber lotsen, sondern zeigte mir eine deutlich längere Strecke mit knapp 10 Kilometern an. Die sah aber auf jeden Fall interessanter aus, führte sie doch durch das Landschaftsschutzgebiet Les Aresquiers.

Und tatsächlich: Während des Wegs hatte ich wunderbare Ausblicke auf ein außergewöhnliches Landschaftsbild. Entlang der Rte. de la Plage und der Av. des Étangs erreichte ich eine kleine Ausbuchtung und konnte von hier zahlreiche Vogelarten beobachten. Holzstege führen über das Gewässer und direkt zum Strand, der nur wenige Meter dahinter liegt.

Im großflächigen Wald von Les Aresquiers gibt es zahlreiche Wanderwege in alle Richtungen, viele von ihnen führen an die Lagunen oder den Vieux Canal. Tatsächlich waren auch einige Leute unterwegs. Ich aber hatte anders vor und folgte der Straße, als plötzlich auf einem Feld wunderschöne Camargue-Pferde vor mir standen. Also das war jetzt aber schon ein bisschen kitschig. Das toppte jeden Rosamunde-Pilcher-Film. :-) Und trotzdem freute ich mich über diesen Moment.

Die weißen Pferde (auch Crin Blanc genannt), die teilweise halbwild gezüchtet werden, haben ihren Ursprung eigentlich im Rhônedelta, doch hier in Okzitanien waren wir ja nicht soo weit davon entfernt.

Wieder ein Stück zurück (ich hatte mich mal wieder verfahren), ging es nun eine ganze Weile durch ein riesiges Weinbaugebiet hindurch. Ach wie schön – da wären wir wieder. :-) Die Reben waren schon ein Stück weiter als die in Fleurie und vor allem gegenüber denen im Breisgau. Was für ein schöner Anblick. Die Domaines (Weingüter) sind hier zum Teil riesige Anwesen, mit großen, eisernen Toren. Leider hatte keines von ihnen geöffnet. Im Übrigen ist diese Region bekannt für seinen Muscat, ein französischer Süßwein des Languedoc. Also genau mein Geschmack.

Nach rund 8 Kilometern war ich im Norden Frontignans angekommen. Google Maps zeigte mir mal wieder mehr als kuriose Strecken an, kreuz und quer. Aber da waren doch Radwege! Also ging es einfach nur schnurgerade die Rte de Montpellier entlang, wenig später stand ich vor der Église Saint-Paul de Frontignan. Geschafft.

Besonders bekannt ist der Ort nicht, zumindest hatte ich bis zur Reiseplanung noch nichts davon gehört. Dennoch bietet er einen wunderschönen Altstadtkern, den ich mir nun in Ruhe ansah. Die Kirche Saint-Paul de Frontignan stammt aus dem 12. Jahrhundert. Entlang der Dächer verlaufen kleine Gänge, von denen man wohl einen schönen Blick auf die Muskateller-Stadt haben soll. Leider war die Plattform heute nicht geöffnet.

Ohne besonderes Ziel streifte ich durch den Ort. Ich hatte ehrlich gesagt nicht viel erwartet, wurde aber mehr als positiv überrascht. Auch wenn die Gassen und Häuser an manchen Stellen heruntergekommen wirken; genau das macht den Charme aus. Ich entdeckte wieder zahlreiche tolle Fenster und Türen, manche Häuser hatten eine sehr eigenwillige Architektur. Um diese sandsteinfarbenen Gänge etwas aufzupeppen, wurde das ein oder andere bunte, haushohe Gemälde an die Wand gebracht. Wäsche hing von den Balkonen, aus den offen stehenden Fenstern drang fröhliches Kinderlachen, das Klappern von Geschirr und der Duft von frisch gekochtem Eintopf stieg in die Nase. Herrlich.

Entfernt man sich von diesen kleinen Gassen, ist es mit der Ruhe aber auch schnell wieder vorbei, denn der Boulevard de la République ist die Hauptverkehrsader der Stadt. Autofahrer, Fußgänger, Radfahrer, mitten in der Straße eine Reihe Parkplätze. Trotzdem auch hier ein paar sehr sehenswerte Gebäude.

Etwas ruhiger wird es dann wieder am Quai Jean-Jacques Rousseau. Hier am Canal du Rhône à Sète stehen zahlreiche Fischerboote und es sieht so aus, als würde man die Stadt hier etwas moderner gestalten mit hübschen Appartements und einer Ausgehmeile.

Zum Abschluss meines Rundgangs besuchte ich noch das Rathaus der Stadt, das Hôtel de Ville an der gleichnamigen Plaza. Auf diesem Platz gibt es ein hübsches Restaurant, ein Park lädt zum Verweilen ein.

Alles gesehen, machte ich mich nun langsam wieder auf den Rückweg. Allerdings nicht über die Strecke, die ich gekommen war, sondern über jene, die wir gestern gefahren waren. Und siehe da: Ab der Stadtmitte gibt es wunderbar ausgebaute Radwege bis ans Ziel, teilweise sogar zweispurig. Warum Google Maps das nicht erkennt, ist mir schleierhaft.

Während der Fahrt hat man immer wieder schöne Ausblicke über die Lagunen und Seen, am Hafen von Frontignan Plage sollte man unbedingt ebenfalls einen kurzen Stopp einlegen. Hier stehen viele Boote und auch die ein oder andere Yacht. Sehr sehenswert.

Wieder zurück am Platz, lagen die Drei faul herum. Das musste geändert werden. Ab an die Bar auf einen Kaffee. Einen schönen und vor allem für Mia ruhigen Platz gesucht, holte ich unsere Getränke an der Bar (es galt Selbstbedienung). Mein Cappuccino war mal wieder eine kleine Herausforderung für den jungen Mann. Den ersten schüttete er weg, den zweiten besserte er zwei Mal nach. Letzten Endes war es alles, aber kein Cappuccino. Ich glaube, wir sollten den Kaffee künftig wirklich auf die jeweiligen Länder abstimmen. Cappuccino ist und bleibt nunmal ein italienisches Getränk und scheint für alle anderen Nationen eher schwierig zuzubereiten sein. Aber ich ärgerte mich nicht, musste eher schmunzeln. Der arme Kerl war ohnehin schon restlos überfordert.

Und kaum hatten wir uns zusammengesetzt, musste das Animationsteam genau neben uns die Tischtennisplatte aufbauen. Sehr zum Missfallen von Mia, die sich so gar nicht mehr beruhigen konnte. Als dann auch noch alle paar Minuten der Ball in ihre Richtung flog, war es definitiv Zeit zu gehen. So unentspannt wie heute hatten wir sie schon lange nicht mehr erlebt.

Am Stellplatz ein wenig die Füße hochgelegt und gelesen, starteten wir gegen frühen Abend dann aber doch nochmal an den Strand. Ich kann eben einfach nicht stillsitzen. Inzwischen kam wieder der blaue Himmel zum Vorschein. Ach wie schön.

Zum Abendessen holten wir unseren neuen Grill aus der Garage, den Anton im Carrefour noch schnell mitgenommen hatte. Ein Billigteil und sicher nichts für die Ewigkeit, aber immerhin kamen wir so doch noch zu unserem Gegrillten, wenn schon der eigentliche Gasgrill nicht mochte.

Der Sonnenuntergang war heute besonders schön anzusehen mit den dichten Wolken und dem warmen Gelb, das sich im Wasser spiegelte. Ich stiefelte dafür extra noch einmal an die Lagune. Auch wenn es zwischenzeitlich ganz schön abgefrischt hatte. Die Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht waren auf dieser Reise erheblich.


Tag 12: Ausflug nach Sète

Bei strahlend blauem Himmel und warmen Temperaturen ging es am Vormittag auf unsere gewöhnliche Strandrunde mit den Hunden, die wir noch ein wenig auf den Ort selbst ausweiteten. Man merkte, dass die Hunde im Laufe der Zeit immer müder wurden. Waren sie zu Beginn der Reise noch voller Eifer mit dabei, hatte man jetzt den Eindruck, dass die Spaziergänge für sie ruhig kürzer hätten ausfallen können. Aber klar, zu Hause werden sie nicht pausenlos bespaßt und so viele Kilometer legen wir auch nicht jeden Tag zurück. Irgendwann wird es einfach zu viel.

Während die Drei also wieder am Platz blieben und sich ausruhten, ging es für mich ins rund 11 Kilometer entfernte Sète. Gerne hätte ich dieses Mal auf öffentliche Verkehrsmittel zurückgegriffen, aber die Busverbindung vom Campingplatz nach Frontignan war erst ab morgen verfügbar und abgesehen davon hätte ich dort mit Wartezeit umsteigen müssen. Insgesamt braucht man eine gute Stunde; das war mit dem Fahrrad ebenfalls machbar.

Und so ging es den Radweg an der Av. des Étangs entlang, einmal über den Kanal und den Kreisverkehr nach Frontignan. Bis hier war die Strecke noch gut ausgeschildert und ich ganz begeistert, dass das alles so easy wäre. Doch da hatte ich mich zu früh gefreut.

In Frontignan sollte es direkt am Kanal auf dem Quai Jean-Jacques Rousseau entlang gehen. Einige hundert Meter gefahren: Für Radfahrer gesperrt. Mist. Also wieder umgedreht, auf der anderen Kanalseite Radfahrer entdeckt und dann eben den Quai Voltaire genommen. Diese Strecke war auch eine Weile recht schön, dann wurde es etwas holprig und schließlich wieder ein Verbotsschild für Radfahrer. Also so langsam wurde ich echt sauer. Ich drehte ein weiteres Mal um, ließ mich von Google Maps durch ein Wohnviertel lotsen, das aber irgendwie nur aus Einbahnstraßen bestand. Egal, ich fahr da mit dem Rad jetzt auch entgegensetzt. Ist ja niemand da.

Endlich die Hauptstraße Chem. des Près Saint-Martin erreicht, wurde es ab hier etwas einfacher. Ich folgte ihr für einige Kilometer entlang hübscher Lagunen und erreichte über die Av. Jean Mermoz schließlich den Canal du Rhône à Sète. Dieser Schifffahrtskanal ist insgesamt 98 km lang, an dieser Stelle war er gesäumt von zahlreichen kleinen Häusern und (Fischer-)Booten. Absolute Ruhe lag über diesen Ort. Sehr erholsam.

Von hier waren es dann nur noch rund zehn Minuten nach Sète. Einmal kurz abgebogen, ging es auf dem Quai des Moulins den Canal de la Peyrade entlang. Auch hier standen einige Boote. So ruhig und erholsam war es hier aber nicht mehr, denn direkt dahinter erstreckt sich ein Gewerbegebiet mit einer viel befahrenen Hauptstraße.

Diese schnurgerade Strecke kommt einen ewig vor, ist aber wie eine breite Promenade ausgebaut und wirklich schön anzusehen. Da war ich nun. Trotz mehrmaligen Verfahrens hatte ich unterm Strich dann doch nur eine Stunde gebraucht.

Sète ist von Wasser umgeben und von Kanälen durchzogen und gilt gerade deshalb als das 'Venedig des Languedoc'. Sie ist eine der schönsten Fischer- und Handelshäfen des Mittelmeers und ein besonderer Mix aus Tradition, moderner Lebensart und Strandfeeling. Gegründet wurde sie 1666 von Ludwig XIV, um dem Canal du Midi eine maritime Öffnung zu geben.

Ich hatte mich im Vorfeld so gar nicht mit Sète beschäftigt, nur mal kurz davon gehört. Da ich den Besuch sehr kurzfristig beschlossen hatte, ließ ich mich jetzt einfach mal überraschen und war gleich von Beginn an fasziniert.

Schon die Pont du Tivoli, die Tivolibrücke, ist eine Sehenswürdigkeit für sich. Diese Schwebebrücke wurde 1875 erbaut, dann aber durch den Zweiten Weltkrieg zerstört und im Zuge des Wiederaufbaus 1930 umgebaut. Seitdem ist sie eine Kippbrücke mit einer schiffbaren Öffnung von knapp 44 Metern. Die Autos fahren über ein Gitter, links und rechts führen enge Gehwege entlang. Das gesamte Konstrukt fand ich ziemlich beeindruckend.

Einen ersten Rundumblick auf die Stadt geworfen, ging es jetzt erst einmal am Quai de la République entlang. Hier am Canal de la Peyrade lagen völlig unterschiedliche Schiffe. Ob ein historischer Zweimaster, ein sportliches Speedboat oder ein kleiner Katamaran. Hier hat eben alles Platz.

An der Pl. Delille bog ich ab in die Innenstadt. Der Blick auf die Rue Honoré Euzet erinnerte mich irgendwie an Cannes. So ein typisch südfranzösischer Straßenzug. Ich kann gar nicht sagen, was genau daran so 'typisch' ist. Aber eben genauso stellt man (ich) sich (mir) so eine Stadt vor. Und laut war es … Gewusel links und rechts. Auf den Straßen ein Auto nach dem anderen, auf den Gehwegen kein Durchkommen aufgrund der vielen Obst- und Gemüsestände vor den Läden. Ich schob noch immer mein Fahrrad, hatte bis jetzt keinen passenden Platz dafür gefunden. Zudem war Sète doch deutlich größer als gedacht und zwischendurch konnte ich damit längere Strecken etwas einfach zurücklegen.

Von der Pont de la Civette hat man einen traumhaften Ausblick über die Kanäle und die hübsch aneinander gereihten Häuser. Kleine Hinweistafeln berichten über die Entstehung der Stadt. Entlang der Rue Général de Gaulle und der Rue du 11. Novembre 1918 findet man zahlreiche Cafés und Restaurants, die allesamt bis auf den letzten Platz besetzt waren.

Ein kleines Schlösschen auf einem Hügel entdeckt, war ich etwas leichtsinnig und stiefelte die steile Rue Henri Barbusse hoch. Radfahren war mangels Radweg nicht möglich. Ich wollte auf gar keinen Fall die Autofahrer hier ärgern, indem ich vor ihnen hoch strampelte. Nein, da schob ich lieber, obwohl ich danach ziemlich fertig war. Gut zu wissen: Sète liegt nicht nur am Meer, sondern auch um einen Hügel herum, weshalb es an vielen Stellen steil bergauf geht. Die Straßen sind eng, links und rechts beparkt und manche Wege Einbahnstraßen. Ich persönlich würde hier ungern mit dem Auto fahren.

Das Schlösschen entpuppte sich als Privat, von hier oben sah man hinter all den Bäumen auch nichts mehr davon, also ging es über die Rue da la Caraussane zum Parc Simone Veil – und allein dafür hatte sich der Weg gelohnt! Früher bekannt als Château d'eau-Garten ist er heute ein grünes Juwel im Herzen der Stadt. Ein Landschaftspark, der gleich auf mehreren Ebenen angelegt und eine wahre Oase für Ruhesuchende ist.

Gleich am Eingang steht ein riesiger Hühnerstall mit vielen verschiedenen Arten. Anfangs war ich etwas irritiert, doch tatsächlich dient er als pädagogisches Element. Und den Hühnern scheint es hier auch wirklich gutzugehen. Im gesamten Park findet man eine umfangreiche Vegetation mit z. B. Zitrusfrüchten, aber vor allem auch jahrhundertealte Bäume, die Wege werden von historischen Straßenlampen begrenzt. Besonders angetan haben es mir allerdings die irrsinnig großen Palmen, die ich in dieser Art vorher noch nie gesehen hatte.

Ebenfalls ein kleines Highlight ist der pittoreske Höhlengang mit der voran gestellten Skulptur 'Dans mes mains' sowie die Neptunstatue, unterhalb derer sich ein kleiner Teich befindet. Die kahlen Bäume rund um das Denkmal für die Toten des Ersten und Zweiten Weltkriegs fand ich besonders spannend. Sie wirkten wie abgestorben, doch im Sommer blühen sie wie neu.

Allein hier im Park kann man sich schon mindestens eine halbe Stunde aufhalten. So viel gibt es zu sehen. Auch ein kleiner Kiosk ist vorhanden, heute hatte er allerdings geschlossen.

Von hier ging es nun kreuz und quer durch die Straßen und Gassen der Stadt. Ich bog immer genau dann ab, wenn ich wieder etwas Besonders entdeckt hatte. Dazu zählten vor allem die hübschen Häuserfassaden, auf denen teilweise kleine Gemälde zu sehen sind, die den 'Inhalt' des Ladens oder des Restaurants auf den ersten Blick erkennen lassen. Tatsächlich stellte ich mich an einer sehr lebhaften Straße auf die Seite und beobachtete für einen Moment die vorbeiziehenden Menschen. Touristen waren wenige zu sehen. Der Großteil waren tatsächlich Einheimische bzw. Landsleute, an Kleidung und Sprache deutlich erkennbar.

Wieder den Hügel abwärts Richtung Kanal findet man nochmals eine kleine Grünanlage, die Place du Pouffre. Vor allem in den Sommermonaten sehr erfrischend, kommt hier doch kaum Sonnenlicht hindurch.

Über eine Brücke hinweg, spazierte ich nun den Quai Charles Lemaresquier entlang. Auch hier wieder ein Restaurant und ein pastellfarbenes Haus nach dem anderen. Die meisten von ihnen frisch herausgeputzt. Sète ist eine sehr saubere und gepflegte Stadt, zumindest was ich heute davon gesehen hatte.

Vom Quai Rhin et Danube hatte ich einen schönen Blick auf den gegenüberliegenden Palais Consulaire und lief nun wieder zurück zur Pont du Tivoli. Auch wenn Sète noch so einiges mehr zu bieten hat; langsam musste ich mich wieder auf den Weg machen, wollte ich meine Lieben nicht ewig auf mich warten lassen. Schließlich hatte ich noch eine knapp einstündige Heimreise.

Sète hat mich wirklich begeistert. Ich muss zwar gestehen, dass ich in der ersten Viertelstunde ein klein wenig 'gestresst' war, schließlich waren wir in den letzten Tagen hauptsächlich in der Natur unterwegs. Das laute Stadtleben war dann doch gleich wieder etwas anderes, zudem mir die Hafenstadt besonders quirlig erschien. Aber erst einmal daran gewöhnt, war ich dann doch ziemlich beeindruckt von den vielen schönen Gebäuden und der Lebenslust, die hier von allen Seiten und vor allem durch die vielen lachenden Franzosen in den Cafés und Bars versprüht wird. Sète ist in jedem Falle eine Reise wert. Sollten wir irgendwann noch einmal in diese Richtung kommen, werde ich sie auf jeden Fall erneut besuchen und mir dann den Rest näher ansehen. Vor allem auch den Aussichtspunkt am Mont Saint-Clair, dessen Anfahrt mit starker Steigung mir heute einfach zu anstrengend war.

Glücklich über diesen so gelungenen Tag in der Hafenstadt radelte ich auf bekannten Wegen wieder zurück. Dieses Mal ohne Verfahren und ohne lästiges Suchen. Zum Glück prägen sich die Wege immer gleich aufs erste Mal bei mir ein. Hier und da kam ich aber trotzdem nicht umhin, nochmal seinen Fotostopp einzulegen. Vor allem die Flamingos in einer Lagune am Canal du Rhône à Sète gefielen mir. Wann sieht man sie schon mal so nah und in freier Wildbahn?

Weil heute das Wetter deutlich besser war als gestern, machte ich in Frontignan nochmals einen kleinen Schlenker durch die Stadt und zum Hôtel de Ville. Mit blauem Himmel sah das Gebäude gleich viel hübscher aus. Am Campinglatz angekommen, sprudelte es dann auch gleich aus mir heraus; ich 'musste' einfach alles loswerden, was ich heute gesehen hatte.

Auf einen Kaffee in der Bar verzichteten wir heute. Das Drama mit Mia gestern hatte uns gereicht. Sie fühlte sich hier einfach nicht wohl. Also gab es Kaffee auf unserem Stellplatz und einen kurzen Einkauf im Shop. Es fehlte nämlich noch ein regionaler Wein. Die Wahl fiel schwer, bei 'der' Auswahl. Ich entschied mich für einen Weißwein der Domaine de la Plaine aus Vic-la-Gardiole. Schließlich war ich gestern mit dem Rad direkt an dessen Weinbaugebiet vorbei gefahren. Notiz am Rande: Dieser Wein war einfach grandios! Für mich der Beste dieser Reise und nicht umsonst ein von einer französischen Weinzeitschrift prämierter Tropfen.

Am Abend drehten wir unsere Strandrunde. Langsam hieß es Abschied nehmen vom Meer. Morgen ging unsere Reise weiter. Weg vom Mittelmeer, weiter ins Landesinnere, aber immerhin an einen See. Dieses Mal hatte ich gar kein so schlechtes Gewissen Benita gegenüber. Oft tut sie mir leid, wenn wir einen Strand wieder verlassen müssen, wo sie doch so gerne darin spielt. Doch hier war sie gar nicht so begeistert davon und hatte am See vielleicht sogar wieder etwas mehr Spaß.

Den Rest des Abends ließen wir bei Sonnenuntergang und Gegrilltem gemütlich ausklingen.


Tag 13: Vom Meer in die Berge: Lac d'Annecy (Region: Auvergne-Rhône-Alpes)

Besonders schön am Sandaya Tamaris war die unglaubliche Ruhe um uns herum. Wird man an vielen anderen Plätzen oft schon in den frühen Morgenstunden von lautem Gequatsche geweckt, war es hier sogar um 9 Uhr noch mucksmäuschenstill.

Nach dem Frühstück drehten wir eine letzte Runde über den Platz. Auf den Strand verzichteten wir. Davon hatten wir uns gestern schon verabschiedet und die Hunde hatten ohnehin keine Lust mehr darauf.

Alles eingepackt und von den Nachbarn verabschiedet, machten wir uns gegen 10.30 Uhr auf den Weg. Erst einmal Sprit auffüllen. Dafür mussten wir ins Zentrum von Frontignan. Der viele Verkehr war mühsam, aber wir hatten ja genügend Zeit.

Das Tanken wurde für Anton dann ein nettes Erlebnis, kam er doch binnen Sekunden mit dem Tankwart über das Thema Fußball ins Gespräch. Anton konnte kein Französisch, der Tankwart kein Englisch. Trotzdem verstanden sie sich mit Händen und Füßen und verabschiedeten sich schließlich lachend voneinander. So muss das sein.

Vorbei an Montpellier, Nimes und grob an Avignon, bogen wir kurz vor Valence rechts ab und so langsam veränderte sich das Landschaftsbild. Statt endloser Weite rückten nun die Berge immer näher und wir entdeckten die imposanten Gletscher der Schweiz, die nun nicht mehr weit von uns entfernt waren.

Die Strecke führte uns direkt durch Grenoble. Natürlich nicht durch den mondänen Innenkern, trotzdem gewinnt man einen ersten Eindruck über die Stadt, die ich mir bei Weitem nicht so riesig vorgestellt hatte. Dabei hat sie über 157.000 Einwohner.

Links von uns erhob sich kurze Zeit später der Naturpark Chartreuse, eine langgezogene Bergkette mit interessanten Felsformationen, die scheinbar nie enden wollten. Toll! Doch scheinbar hatte ich mich in den letzten Tagen zu sehr ans Flachland gewöhnt, denn die Berge wirkten im Moment ein wenig 'erdrückend' auf mich, so als wäre die Landschaft geschrumpft. Verrückt!

Immer wieder blitzten Burganlagen am Wegesrand hervor, von denen hier jede Menge zu finden sind. Wir fuhren durch Albertville, was uns beiden noch von den Olympischen Spielen 1992 in Erinnerung war und erreichten um kurz nach 15 Uhr schließlich unser Ziel des heutigen Tages: Den Campingplaz Sandaya La Nublière direkt am Lac d'Annecy.

Weil vor der Schranke bereits alles zugeparkt war, hechtete ich schnell zur Rezeption, um uns einzuchecken. Das ist bei Sandaya wirklich easy. Hat man sich vorab über die App registriert, geht das ziemlich schnell. Die Dame reichte mir einen Umschlag mit allen Informationen, zeigte mir den Weg zum Platz und los ging's.

Einmal quer durch und nach vorne zum See. Aufgrund der frühzeitigen Buchung hatten wir einen der vier Seeblickplätze ergattert und freuten uns riesig, denn dieses Mal sahen wir auch wirklich etwas. :-) Wir standen nicht hinter irgendwelchen Büschen, nicht hinter irgendwelchen Hügeln. Einen Zaun gibt es. Ja. Aber der ist auch notwendig, damit man seine Ruhe hat.

Besonders groß darf das Wohnmobil jedoch nicht sein. Die Plätze haben zwar gute 90 qm, etwas eng sind aber die Zufahrtswege. Kaum ausgestiegen, wurde ich fröhlich von unseren belgischen Nachbarn begrüßt. Die auf der anderen Seite hatten einen Vogel. Nein, nicht einen, gleich drei! Auf einem Tisch stand eine hübsche Vogelvoliere. Ok?! Das sah ich in der Tat zum ersten Mal. Katzen gehören inzwischen wie Hunde zum Alltag auf einem Campingplatz. Vögel hatte ich nicht erwartet.

Hunde geschnappt und los auf die erste Runde. Wir spazierten ein wenig durch die Anlage und verschafften uns einen ersten Überblick. Ein schöner Platz, hübsch angelegt und mit vielen verschiedenen Unterkunftsarten. Das musste ich mir die Tage noch genauer ansehen. Direkt am See war einiges los. Alle genossen das wunderbare Wetter, brutzelten in der Sonne und der ein oder andere ging sogar ins Wasser. Auf der Liegewiese direkt vor unserem Platz waren fast nur Paraglider zu sehen. Und tatsächlich hat diese Sportart am Lac d'Annecy seinen Ursprung:

Nicht weit von hier entfernt, in Annemasse, wurde das Gleitschirmfliegen von zwei Franzosen erfunden. Sie versuchten 1978, mit einem Fallschirm von einem Hügel zu starten. Das Experiment war so erfolgreich, dass bereits ein Jahr später ein Para-Club eröffnet wurde. Zunächst nur von Bergsteigern genutzt, die darin eine gute Lösung fanden, schnell wieder vom Berg herunter zu kommen, etablierte sich das Paragliden schließlich als weltweit beliebte Sportart. Und eben weil hier alles begonnen hatte, scheint es so viele Paraglider-Touristen anzuziehen, zumal die Bedingungen hier einfach optimal sind. Für uns war es klasse, denn so hatten wir tagsüber ständig was zu Gucken. Die Landungen erfolgten jeweils direkt neben uns auf einer Wiese.

Alles Notwendige aufgebaut, sah sich Anton nun erst einmal im Supermarkt um, ich machte es mir mit Kaffee und den Hunden am Platz bequem. Benita begleitete mich etwas später auf meiner obligaten Fotorunde, bei der wir jede einzelne Ecke erkundeten und fast eine dreiviertel Stunde unterwegs waren. Auch wenn sich die einzelnen Sandaya-Campingplätze im Verlauf unserer Reise als sehr unterschiedlich erwiesen hatten; hier entdeckte ich dann doch eine Gemeinsamkeit zum ersten Platz in Avignon. Denn auch hier gab es die 'Glamping-Ecke', ein separater Bereich mit modernen Mobilehomes und eigener Parkanlage. Wunderschön. Könnte uns auch gefallen. Vor allem Benita zieht es (egal wo) immer sofort zu den Häusern. Vermutlich ein Hinweis, ob wir nicht vielleicht doch mal wieder so etwas buchen könnten …?! :-)

Gegen Abend zog es plötzlich zu. Dichte Wolken bildeten sich über dem See, die mit der Sonne eine unglaubliche Stimmung schufen. Auch wenn es hier und dort ein wenig blitzte – wir blieben vom Regen verschont, es verzog sich so schnell wie es gekommen war.

Zum Abendessen gab's Brotzeit, danach hatten sich alle Leute vom See verdünnisiert und wir spazierten die Promenade von Doussard entlang, die nur wenige Schritte hinter dem Campingplatz beginnt. Von hier genießt man einen unbeschreiblich schönen Blick auf den See und den Berg Col de la Forclaz, zahlreiche Boote stehen im kleinen Club Nautique. Manche stehen da wohl schon so lange, dass sich zwischenzeitlich Vögel ihre Nistplätze eingerichtet haben.

Tatsächlich war hier noch Nebensaison. Erst am 1. Mai geht es hier richtig los. Auch die Strandbar war noch geschlossen, wurde aber bereits blitzeblank geputzt. Auch wenn es ganz nett gewesen wäre, hier abends noch etwas zu trinken. Ehrlich gesagt war ich ganz froh, dass noch nichts los war. Bei Hochbetrieb stelle ich es mir hier sehr laut und wuselig vor. Da war es mir im Moment schon lieber.

Und noch etwas ist uns hier in Doussard aufgefallen: Es gibt keine einfachen Abfalleimer! Weder im Campingplatz noch draußen an der Promenade. An vereinzelten Stellen stehen riesige Container, die man dafür nutzen kann. Bis dahin muss man allerdings alles mitschleppen. Und dennoch wirkte der Ort und generell die Gegend hier am See sehr sauber auf uns.

Mit der doch recht langen Fahrt und den vielen neuen Eindrücken lag ein langer Tag hinter uns. Wir waren müde und verabschiedeten uns langsam aber sicher ins Bett. Morgen ist auch noch ein Tag.


Tag 14: Kleine Radrundfahrt & Besuch in Annecy

Die Auswahl an Frühstücksbrötchen und süßen Teilchen im Platz eigenen Supermarkt war groß. Man sollte nicht hungrig dort erscheinen, denn tatsächlich nahm ich mal wieder viel mehr mit als gewollt. Aber so blieb uns für den Nachmittag noch was zum Kaffee.

Bis Anton sich fertig gemacht hatte, schlenderte ich noch ein wenig an den See. Schon jetzt am Morgen gab es rund 22 Grad, blauer Himmel war zu sehen. Hervorragend. Beim Frühstück zählten wir die Paraglider, die schon seit Stunden unterwegs waren. Auch hier am Platz urlaubte eine Reisegruppe, die tatsächlich den ganzen Tag nichts anderes machte, als Paragliden. Kaum unten angekommen, wurde alles zusammengepackt und mit dem Mini-Van ging es wieder auf den Berg.

Wir drehten eine ausgiebige Runde über den Platz und am Hafen vorbei, anschließend startete mein heutiger Radausflug ins rund 17 Kilometer entfernte Annecy. Eigentlich stand der Besuch dieser Alpenstadt zunächst gar nicht auf dem Plan, doch dann war ich doch neugierig und verband Stadtbesuch und Natur, indem ich am westlichen Ufer des Lac d'Annecy entlang radelte.

Der gut ausgebaute und meist zweispurige Radweg startet nur wenige hundert Meter vom Campingplatz entfernt und macht echt Spaß. Die Breite ist allerdings auch erforderlich, denn schon heute – Ende April – war hier ganz schön was los. Von kleinen Kindern bis zum rasanten Rennradfahrer war alles unterwegs. Speziell letztere scheinen den Weg gerne für sich gepachtet zu haben. Mehrmals wurde ich lautstark aufgefordert, achtzugeben … dann rauschten sie auch schon zu Fünft nebeneinander (!) an mir vorbei. Ohne Kommentar.

Knapp 36 Kilometer sind es einmal komplett um den Lac d'Annecy, wobei 30 Kilometer auf einem reinen Radweg zurück gelegt werden und die restlichen 6 Kilometer (am östlichen Ufer) entlang der Straße. Wer möchte, kann die Tour an vielen Stellen erweitern. Speziell am Col de la Forclaz nutzen Sportler gerne die steilen Alternativen.

Während des Wegs genießt man fantastische Ausblicke auf den See, aber auch auf die umliegenden Berge, die weiten Felder und Wiesen und auf die Dörfer, durch die man immer wieder fährt. Beeindruckend auch die vielen unterschiedlichen Villen mit ihren ausladenden Gärten. Eine schöner als die andere. Auch interessant zu wissen: Hier am östlichen Ufer fährt man u. a. auf einer ehemaligen Bahnstrecke. Kurz hinter Doussard weist am Wegesrand eine alte Dampflok darauf hin.

In Duingt verließ ich kurzzeitig den Radweg und besuchte das Schloss Duingt, ein kleines Juwel, das wir sogar von unserem Platz aus sehen konnten. Es befindet sich auf einer Halbinsel an der Grenze zwischen dem Großen und dem Kleinen See von Annecy, wurde im 13. Jahrhundert als Châteauvieux erbaut und bis zum 18. Jahrhundert mehrmals umgebaut. Heute ist es nur während kultureller Veranstaltungen für die Besucher geöffnet. Vom Plage du Château hat man einen schönen Blick auf das Schloss, die Gartenanlage spendet viel Schatten und Sitz- bzw. Liegemöglichkeiten.

Immer wieder machte ich einen kleinen Schlenker, wenn ich etwas besonders schönes entdeckt hatte. Bootsstege, kleine Häfen, Hexenhäuschen. Etwa 1 ¼ Stunden später erreichte ich Annecy und war einfach überwältigt von dieser Aussicht. Das türkisfarbene Wasser, die vielen unterschiedlichen Boote und Yachten, Luxus-Hotels.

Übrigens: Der 27 qm große Lac d'Annecy gehört aufgrund seiner Schutzmaßnahmen, die bereits seit über 50 Jahren durchgeführt werden, zum saubersten See Europas!

Mein Fahrrad auf einem eigens dafür vorgesehenen Parkplatz am Hôtel de Ville d'Annecy (Rathaus) abgestellt, drehte ich nun per pedes meine Runde durch die Stadt. Über den Quai Napoléon III ging es zunächst an den Ausflugsschiffen und -booten vorbei, am Aussichtspunkt Panorama de Lac hatte ich einen Rundumblick auf den See, dahinter erstreckt sich die Grünanlage der Jardins de l'Europe mit einer Statue von Claude Louis Berthollet, einem französischen Chemiker und Arzt.

Weiter über die Promenade Les Jardins de l'Europe ging es die Brücke Pont des Amour (Liebesbrücke) entlang. Auf der einen Seite eröffnet sich der Blick auf den See, auf der anderen Seite blickt man in den Canal du Vassé, in dem sich unter Jahrhunderte alten Platanen rund 120 Bootsanlegeplätze befinden. Unglaublich romantisch und schön anzusehen.

Die Promenade Jacquet ist eine riesige Parkanlage ohne großen Schnickschnack. Mehrere Wege führen hindurch, die Wiesen werden vorzugsweise von den Einheimischen als Liegewiese oder auch einfach nur für ein Picknick genutzt. Alles herrlich unkompliziert.

Gegenüber des Parks entdeckte ich die Préfecture de la Haute-Savoie, ein gut abgesichertes Staatsgebäude. Zurück entlang der Av. D'Albigny erreichte ich nach wenigen Minuten die Altstadt von Annecy und stürzte mich in das Getümmel. Tatsächlich war hier unglaublich viel los. In manchen engen Gassen wurde man regelrecht hindurchgeschoben. An den Eisdielen bildeten sich lange Schlangen, obwohl die Kugel hier mit 3,60 € zu Buche schlug. Das schien die Leute aber nicht davon abzubringen.

Mit seinen vielen Kanälen wird Annecy gerne auch als 'das Venedig des Nordens' bezeichnet. Und tatsächlich: Immer wieder überquerte ich eine Brücke, entdeckte Kanäle und hatte das Gefühl, hier permanent von Wasser umgeben zu sein.

Die Einkaufs- und Vergnügungsviertel zieren hübsche unterschiedlich farbige Häuser und gefühlt alle paar Meter steht eine Kirche. Mehr als zehn Stück gibt es hier. Von der kleinen Kapelle bis hin zur Kathedrale. Besonders schön fand ich die Église Notre Dame Liesse. Ihre Kuppel wirkt wie ein kleines Schlösschen und vom Dach glänzt die vergoldete Statue der Heiligen Jungfrau. Direkt daneben steht das ehemalige Rathaus Ancien Hôtel de Ville mit interessanter Architektur.

Über die Place de Notre Dame folgte ich einer kleinen Gasse, die mich über einen Steg entlang des Quai de la Cathédrale auf den Place de la Cathédrale führte. Eine tolle Ecke, so gemütlich und romantisch. Ich drehte eine Runde durch den Jardin del Evêché und kehrte zurück in die Altstadt.

Ein weiteres Highlight ist die Pont Morens. Eine Brücke, von der aus man einen freien Blick auf die pastellfarbenen Häuser und den Fluss Le Thiou genießt, der in den See mündet. Mit all den bunten Blumenkästen und dem blauen Himmel waren das echt schon kitschige Postkartenmotive.

Entlang der Rue de L'Île wurde mir an mehreren Stellen Nougat angeboten, gefolgt von 'herrlich' duftendem Raclette-Käse. Schweizer Flaggen wehten von verschiedenen Lokalen. Bin ich jetzt zu weit gelaufen? Oder gibt es in Annecy statt 'China Town' ein 'Suisse Town'?

Zeit für einen Besuch des Château d'Annecy hatte ich heute leider nicht mehr, trotzdem ließ ich es mir nicht nehmen, zumindest ein Stück die Imp. du Trippoz hinauf zu spazieren. Puh, ganz schön anstrengend bei der Hitze.

Die Burg Annecy ist eine alte Residenz der Grafen von Genf und der Herzöge von Nemours und thront auf einem 470 m hohen Felsvorsprung inmitten der Stadt. 1953 wurde sie von der Stadt Annecy erworben und zum Museum umgebaut.

Über die Pass. Golliardi und den Quai Pierre ging es zur Rue Perrière, einem der beliebtesten Fotospots der Stadt, hat man doch von hier aus erneut einen schönen Blick auf die bunte Häuserzeile. Auch ein kleiner Wasserfall ist zu sehen. Als eines von vielen Wahrzeichen findet man hier das ehemalige Inselgefängnis Le Palais de I'Île, das wie ein kleines Schlösschen aussieht. Heute ist hier ein Kunst- und Geschichtsmuseum untergebracht.

Vorbei an der Église Saint Francois de Sales ging es die Rue Saint Maurice wieder zurück zum (neuen) Hôtel de Ville. Das Überqueren dieser mehrspurigen Hauptverkehrsstraße ist gar nicht so einfach bzw. fehlt der eindeutige Übergang von Fußweg zur Straße, so dass ich plötzlich mittendrin stand.

Knapp eineinhalb Stunden war ich unterwegs und habe dennoch nicht alles von Annecy gesehen. Allein die vielen Gassen sind schon ein mehrstündiger Besuch wert. Sicherlich habe ich die ein oder andere Kirche oder die ein oder andere Sehenswürdigkeit 'übersehen'. Aber ich hatte mich im Vorfeld auch nicht schlau gemacht, ließ mich lieber treiben. Das ist ohnehin immer die schönste Art, eine Stadt zu entdecken.

Der Besuch der Alpenstadt hat mir sehr gut gefallen, auch wenn mir an manchen Stellen einfach zu viele Leute waren und ich regelrecht davor geflüchtet bin. Unglaublich, wie viele Restaurants und Bars es hier gibt und dass fast alle bis auf den letzten Platz besetzt waren! Trotzdem sollte man sich davon nicht abschrecken lassen, denn das mittelalterliche Flair ist unbeschreiblich und die Stadt eine hervorragende Mischung aus Kultur und Natur.

Langsam wurde es Zeit, den Rückweg anzutreten. Natürlich hätte ich den Radweg rund um den See entlang der mir noch unbekannten Ostseite fortsetzen können. Ich hatte aber keine Lust, einige Kilometer auf der Straße zu fahren und so beschloss ich, auch wieder am Westufer zurück zu fahren. Dieses Mal ohne großartige Stopps, obwohl sich die Strecke doch wieder von einer anderen Perspektive zeigte.

Am späten Nachmittag wieder am Campingplatz angekommen, dösten alle Drei in der Sonne. Nach rund 35 Kilometern Radfahren und 4 Kilometern Stadtrundgang war ich dann doch etwas müde und entspannte mich erst einmal mit einem Glas Wein. Die Hunde blödelten in der Wiese, insgesamt ließen wir es uns einfach gutgehen und planten ganz nebenbei unseren nächsten Urlaub.

Denn letzten Abend hier am See und generell in Frankreich verbrachten wir bei herrlicher Abendstimmung und gutem Essen auf unserem Platz. Ein bisschen Wehmut kam auf. Zwar hatten wir noch ein paar Tage, doch der Großteil des Urlaubs lag hinter uns. Aber alles hat nunmal irgendwann ein Ende – und der nächste Urlaub war ja nicht weit.


Tag 15: Adieu France – Willkommen zurück in Deutschland (Breisgau)

Ein schnelles Frühstück, dann liefen wir noch einmal eine kleine Runde durch Doussard. Eingepackt hatten wir bereits gestern alles, nachdem für die vergangene Nacht Regen angesagt war. Viel bekamen wir davon nicht mit. Und heute Morgen war ohnehin wieder alles trocken und die Sonne schien.

Vor uns lag eine weite Fahrstrecke. Eigentlich sollte sie uns durch die Schweiz entlang des Genfer Sees führen, was landschaftlich gesehen sicher interessant geworden wäre. Für die paar Kilometer wollten wir allerdings keine 43 Euro (Schweizer Vignette) bezahlen und fuhren daher ein ganzes Stück drum herum. Ausgerechnet jetzt streikte unser Navi, doch mit Handy und gesundem Menschenverstand fanden wir auch so die richtige Richtung. Und irgendwann stieg das Navi wieder mit ein. By the way: Nachdem wir zu Hause die Mautabrechnung erhalten hatten, war uns klar, dass die Strecke durch die Schweiz unterm Strich sogar günstiger gewesen wäre …

Entlang des Lac d'Annecy und durch die Stadt hindurch, ging es wenig später auf die Autobahn. Kurz vor Genf bogen wir ab Richtung Bourg-en-Bresse, von wo aus uns der Weg weiterführte über Besançon und Belfort nach Mühlhausen. Völlig überteuert mussten wir noch in Frankreich an der Autobahn tanken. Aber so ganz reichte es einfach nicht.

Und was fiel uns als erstes auf, als wir die Grenze nach Deutschland passierten? Das Internet war weg und der Fahrstil wurde deutlich aggressiver. Auch das Fahren in Frankreich ist nicht unbedingt entspannt. Die Franzosen fahren extrem nah auf und ziehen oft ohne großartige Vorwarnung in die Spur. Aber irgendwann hatte man sich daran gewöhnt. Hier in Deutschland hatten die Leute alle wieder einfach keine Zeit …

Kurz vor 16 Uhr erreichten wir schließlich mit dem Campingplatz Kirchzarten den letzten Stopp dieser Reise und auch hier wurde uns ziemlich schnell deutlich gemacht: Ihr seid wieder in Deutschland!

Eigentlich legt der Campingplatz Kirchzarten großen Wert darauf, kontaktlos einzuchecken. Dafür steht am Eingang hinter der Rezeption ein Automat zur Verfügung. Alternativ kann man sich auch online vorab anmelden. Letzteres hatte ich getan, doch weil es hier über 500 Stellplätze gibt und wir nicht genau wussten, wohin wir mussten, sprang ich doch schnell zur Rezeption, um einen Plan zu holen. Neben dieser Information erhielt ich unsere Gästekarten, mit denen wir zahlreiche öffentliche Verkehrsmittel kostenfrei nutzen konnten. Mehr als einmal wurde ich darauf hingewiesen, wo die Hunde nicht hin dürften und dass sie unter gar keinen Umständen ihre Geschäfte auf dem Platz verrichten sollen, wir doch bitte früh genug losgehen möchten. Natürlich achtet man darauf, dass nichts daneben geht. Aber mal ehrlich: Wenn man einen der hintersten Plätze bekommt, ist es u. U. etwas schwierig, ohne Missgeschick nach draußen zu kommen. Tiere sind keine Menschen. Tiere müssen, wenn sie müssen. Aus. Tatsächlich war es ziemlich lustig, morgens und abends die Hundehalter zu beobachten. Jeder 'zog' seine Vierbeiner im Schnellschritt Richtung Eingang. Bloß nicht stehen bleiben. Bloß nichts riskieren … Das gab es weder in Frankreich noch in Spanien. Mit gegenseitiger (eigentlich selbstverständlicher!) Rücksichtnahme ist vieles auch ganz einfach ohne Regeln machbar.

Der Stellplatz Nr. 436 der Kategorie 3 war mit rund 110 qm ausreichend groß, die Aussicht fehlte jedoch ein wenig. Dafür hatten wir nette Nachbarn. Zwei Niederländerinnen mit Hund, der uns immer mal wieder besuchen kam.

Während ich es mir mit den Mäusen bequem machte, gab Anton im kleinen Supermarkt-Bistro 'Herr Fröhlich' vor dem Campingplatz unsere Brötchenbestellung für morgen ab und nahm auch gleich noch zwei Stück Kuchen für den Nachmittagskaffee mit. Wenn wir schon wieder in der Heimat sind, dann richtig!

Nach dieser kleinen Stärkung musste ich mir jetzt erst einmal die Beine vertreten, schnappte mir die Kamera und drehte eine Runde über den Platz. Die Anlage ist groß und wird wohl vorzugsweise von Familien besucht. Viele nutzten vermutlich auch das langen Wochenende mit dem 1. Mai, denn der Platz war nahezu ausgebucht. Interessant fand ich in diesem Zusammenhang auch die Aussage an der Rezeption: Weil so viel los ist, sollte man sich im Waschhaus nicht zu sehr umsehen. Könnte etwas dreckig sein … Gut, dass wir unser eigenes Bad immer mit dabei haben.

Auch wenn ich den Campingplatz als nicht herausragend hundefreundlich empfunden habe; die Hundedusche war dafür ein richtiger Wellness-Tempel. Selten so eine schöne, sauber und einladende gesehen. Daneben befinden sich auf dem Platz noch Mobilehomes verschiedener Kategorien. Speziell die Igluhuts fand ich in Aussehen und Ausstattung mehr als spannend.

Am Abend drehen wir schließlich eine schöne Runde durch den Ort Kirchzarten, der nur wenige hundert Meter vom Campingplatz entfernt ist. Die Nähe gefiel uns besonders gut. Erstaunlicherweise machte auch Mia den Spaziergang einwandfrei mit. Viel war aber auch nicht mehr los. Die meisten saßen beim Abendessen in den Restaurants.

Kirchzarten ist eine kleine Gemeinde im Herzen des Dreisamtals im Schwarzwald. Hier scheint das Leben in etwas ruhigeren Bahnen zu verlaufen. Stress und Hektik scheinen ein Fremdwort zu sein. Die gesamte Innenstadt ist hübsch gestaltet. Sehr sauber und gemütlich.

Auf dem Rückweg zog es die Hunde in den Zastlerbach. Abkühlung war nötig, war es doch den ganzen Tag über mit rund 28 Grad doch ziemlich warm.

Zurück am Platz war plötzlich laute Musik zu hören, eine Kinderschar lachte und kreischte. Bobo, das Maskottchen, führte den Kinderclub an, gemeinsam zogen sie durch den Platz und sangen Kinderlieder. Was für eine nette Idee. Das gefiel selbst mir.

Nach dem Abendessen saßen wir noch eine ganze Weile draußen, heute war mit Abstand der wärmste Abend der Reise. Das wollte noch genutzt werden.


Tag 16: Kleine Wanderung durch das Dreisamtal & Besichtigung Freiburg

Die Brötchen bei 'Herr Fröhlich' abgeholt und an den Frühstückstisch gesetzt, ertönte Punkt 10 Uhr laute Musik und Bobo fuhr mit seinem 'Bobomobil' wieder durch die Straßen des Campingplatzes. Hinter ihm eine Schar Kinder, die sich auf den Weg zum heutigen Kinderprogramm machten. Auch uns gefiel das; es brachte eine lockere und fröhliche Stimmung mit sich.

Ausnahmsweise mal wieder ausgiebig gespeist, starteten wir eine gute Stunde später auf eine kleine Wanderung. In einer Wanderbroschüre (an der Rezeption erhältlich) hatte ich eine humane Runde mit knapp 6 Kilometern entdeckt, die auch für Benita nicht zu anstrengend sein sollte.

Die 'Genießer-Tour' führte uns zunächst am Segelflugplatz vorbei über kleine Hügel und an schöne Aussichtspunkte. Dabei blickt man immer wieder in die umliegenden Schwarzwaldberge. Dazwischen Felder und Wiesen, soweit das Auge reicht.

Bei den warmen Temperaturen nutzten unsere Vierbeiner jede Wasserquelle, die sich zwischendurch auftat. Ob ein Bach oder auch ein kleiner Brunnen. Die Sonne brannte ziemlich herunter, Schatten gab es kaum. Wir streiften Cafés und hübsche Ferienhäuser, machten auf einer kleinen Bank kurz Pause und freuten uns über diesen gelungenen Vormittag, als wir knapp zwei Stunden später wieder am Wohnmobil eintrafen. Benita war fix und alle.

Eine kleine Pause eingelegt, ging es rund eine Stunde später dann für mich auch schon wieder los. Heute stand der Besuch der Stadt Freiburg auf dem Programm. Kurz überlegt, mit dem Zug zu fahren (mit der Gästekarte kostenfrei möglich), nahm ich dann doch das Rad. Zeitlich war es kein großer Unterschied, ich aber flexibler.

Die Radwege sind auch hier sehr gut ausgebaut. Zwar gibt es nicht immer ein reines Radwegenetz, manchmal fährt man auch auf der Straße. Dann aber in entsprechend gekennzeichneten Bereichen. Hier in Freiburg gibt es sogar sog. 'Fahrradstraßen', die zwar von Autos ebenfalls genutzt werden, jedoch die Fahrradfahrer eindeutig Vorrang haben. So etwas hatte ich bisher noch nicht gesehen.

Etwa eine halbe Stunde für die rund 11 Kilometer benötigt, erreichte ich am Stadtrand das imposante Gebäude der Richard-Mittermaier-Schule, das wie ein kleines Schloss aussieht. Direkt daneben steht die Kirche Maria Hilf. Von hier war es nicht mehr weit bis in die Altstadt, allerdings war ich mit den vielen Straßen und Abzweigen ein wenig überfordert. Ich bin es einfach nicht gewöhnt, mit dem Rad durch eine Stadt zu düsen. Landei eben. :-)

An der Schwabentorbrücke verließ ich die Hauptstraße und bog ab zu den Wasserterrassen der Dreisam, die wir gestern schon bei der Durchfahrt durch Breisgau entdeckt hatten. Schon gestern hatte die Stadt Lust auf mehr gemacht, blitzten doch nicht aus allen Ecken historische Gebäude und Kirchtürme hervor.

Die Wasserterrassen wurden und werden von den Städtern gerne zur Abfrischung zwischendurch genutzt, ähnlich wie an der Isar in München. Ein kleines Stück den Fluss Dreisam entlang gefahren, bog ich mit Blick auf eine große Kirche wieder ab in die Stadt und stand wenig später vor der Johanneskirche aus dem Jahre 1889. Ein imposantes Bauwerk.

Von hier die Kaiser-Joseph-Straße entlang, bog ich ab auf den Holzmarkt und stellte mein Rad auf einem der zahlreichen Fahrradparkplätze ab. Zuhause achte ich auf so etwas gar nicht, im Urlaub bin ich froh, wenn es gute Abstellmöglichkeiten gibt.

Ab jetzt ging es zu Fuß weiter, was mir einfach immer noch das Liebste ist. Die nächste Stunde spazierte ich kreuz und quer durch die Straßen, ohne festes Ziel, aber immer auf der Suche nach schönen Gebäuden, Plätzen … und natürlich Fotomotiven.

Mit Letzterem wurde es mir wirklich leicht gemacht. Die gesamte Altstadt ist fotogen, vor allem die kleinen Details haben es mir angetan. Zahlreiche nostalgische Straßen- und Ladenschilder, bunte Gassen und hübsch dekorierte Cafés lassen die Kamera glühen.

Am Löwenbrunnen vorbei, spazierte ich durch das Martinstor, eines der zwei noch erhaltenen Stadttore Freiburgs, von denen es ursprünglich vier gegeben hat. Zu Beginn des 13. Jahrhunderts angelegt, ist es nun das älteste zur Stadtbefestigung gehörende.

Die Kaiser-Joseph-Straße ziert links und rechts bunte, historische und aufwändig renovierte Gebäude, in denen sowohl Läden als auch Restaurants und Firmen untergebracht sind.

Entlang der Salzstraße entdeckte ich das 'Freiburger Bächle', das als eines der Hauptsehenswürdigkeiten der Stadt bezeichnet wird. Anfangs musste ich darüber schmunzeln. Was soll an einem Bach so interessant sein? Tatsächlich aber ist es eine kleine Besonderheit, die ich noch nie so vorher gesehen hatte.

Seit dem Mittelalter ziehen sich die mit Wasser des Flusses Dreisam gespeisten, künstlich angelegten Wasserläufe durch die meisten Gassen und Straßen der Altstadt. Die Gesamtlänge beläuft sich auf knapp 16 Kilometer, wovon rund 6 Kilometer unterirdisch verlaufen. Dienten sie im Ursprung als Brauchwasserversorgung, Brandschutz und sogar zur Müllentsorgung, sind sie heute eigentlich nur noch ein wichtiges, gestalterisches Element der Stadt, woraus einige Cafés oder auch Geschäfte großen Nutzen ziehen.

Vor einem Reisebüro schwimmt z. B. ein kleines Kreuzfahrtschiff als Werbeträger auf dem Bächle, ein Dekoladen lässt seine Froschfamilie aus Eisen im Wasser tanzen und eine Weinbar hat kleine Tische über das Bächle gezogen, so dass man es sich mit einem Glas Wein und den Füßen im Wasser bequem machen kann. Herrlich!

Immer wieder entdeckte ich kleine Kinder mit Segelbötchen, die Erwachsenen kühlten ihre Beine und Hunde legten sich in voller Länge ins kühle Nass. Jeder neben jedem. Ohne Regeln, ohne Stress, ohne Drängeln. Doch Vorsicht: Immer mit einem Auge auf dem Boden bleiben, sonst läuft man schnell Gefahr, über das Bächle zu stolpern. Und der Volksmund sagt: Wer ins Bächle tritt, muss einen Freiburger/eine Freiburgerin heiraten.

Über die Augustinergasse und die Buttergasse erreichte ich den Freiburger Münster, mit dessen Bau 1120 begonnen wurde. Heute ist er eine römisch-katholische Stadtpfarrkirche, dessen 116 Meter hoher Turm schon von Weitem zu sehen ist. Das Innere der Kirche sah ich mir nicht an, da gerade eine Messe stattfand und lief stattdessen über den Flohmarkt am Münsterplatz. Auch schön anzusehen ist das das Historische Kaufhaus, das im 14. Jahrhundert als Marktverwaltung errichtet wurde. Heute dient das rote Gebäude für Veranstaltungen.

Ein ganzes Stück die Herrenstraße entlang und immer mal wieder einen Blick in die ein oder andere Gasse geworfen, erreichte ich das Schwabentor, das jüngere der beiden noch erhaltenen Stadttore aus dem Jahre 1250. Hier sah ich mich am Schwabentorplatz etwas näher um und überquerte den Schwabentorsteg, der direkt zum Schlossberg führt. Wer gut zu Fuß ist, kann diesen hoch spazieren und von dort auf verschiedenen Ebenen einen Rundumblick über Freiburg genießen. Gut zu Fuß wäre ich gewesen, allerdings wollte ich nicht allzu lange ausbleiben und sah mich stattdessen lieber noch ein wenig in der Altstadt um.

Mit der Konviktstraße erreichte ich zufälligerweise Freiburgs 'schönstes Gässle', das sich vor allem durch seine Architektur und die charmante Atmosphäre auszeichnet. Der Blauregen der sich sowohl über die Gasse als auch entlang der Häuser zieht, ist ein romantischer Ort, den natürlich gleich wieder einige Influencer für sich entdeckten.

Auf dem nur wenige hundert Meter entfernten Augustinerplatz war jede Menge los. Ein schönes und großes Areal mit netten Cafés und zahlreichen Museen rund herum. Ein Ruhepol für die Freiburger, vor allem an lauen Sommerabenden.

Die Freiburger Markthalle, die sich in einem denkmalgeschützten Sandsteingebäude befindet, vereint Spezialitäten aus aller Welt. Es duftete nach Kaffee und Gewürzen, die (Steh-)Tische waren bis auf den letzten Platz besetzt. Auch im Außenbereich der kleine Gasse, an dessen Ende ein Gebäude an den ursprünglichen Sitz der Badischen Zeitung erinnert.

Von hier ging es nun langsam wieder zurück an meinen Ausgangspunkt. Das Fahrrad abgeholt und einen letzten Blick zurück auf Freiburg geworfen, machte ich mich wieder auf den Heimweg. Die Stadt hat mir ausgesprochen gut gefallen. Am Anfang vom vielen Verkehr ein wenig überfordert, fand ich schließlich an der Altstadt umso mehr Gefallen. Freiburg versprüht ein ganz besonderes Flair. Vor allem die bereits zuvor erwähnte Lebensfreude steht den Leuten hier wirklich ins Gesicht geschrieben. Eine Stadt zum Wohlfühlen und Verweilen. Und sicherlich auch einen weiteren Besuch wert …

Über die Wallstraße und die Marienstraße ging es an den Wasserterrassen wieder auf den Radweg und ab hier immer entlang der Dreisam zurück nach Kirchzarten. Damit hatte ich einen etwas anderen Weg gewählt, der mich am Dreisamstadion und einem schön angelegten Golfplatz vorbeiführte. Landschaftlich gesehen ein Stück schöner als der Hinweg. Eine gute halbe Stunde später war ich wieder in Kirchzarten angekommen.

Den Hunden steckte die Wanderung heute Morgen immer noch in den Knochen und so beschlossen wir, erst einmal am Platz zu bleiben. Anton holte uns zwei Stück Kuchen bei 'Herrn Fröhlich', wobei uns ein Stück zusammen auch locker gereicht hätte. Die Kuchen/Torten sind lecker, aber so große Portionen, dass man danach mehr als satt ist.

Gegen Abend brachen wir mit den Hunden erneut nach Kirchzarten auf. Wir schlenderten durch den Ort und besuchten die Kirche 'St. Gallus', als Anton schließlich ein Storchennest auf dem Dach entdeckte. Daneben eine kleine Kamera. Kurz gegoogelt, waren wir auch schon auf dem Live-Stream des 'Kirchzartener Storchennestes' und sahen eine sechsköpfige Storchenfamilie. Der Beginn einer neuen Leidenschaft …

Seit diesem Tage ist der Live-Stream unter meinen Favoriten gespeichert und lässt mich einfach nicht mehr los. Störche haben mich schon immer fasziniert, in der Heimat sieht man sie jedoch selten. Im Laufe der nächsten Tage sollte ich alles über das Leben dieser faszinierten Tiere erfahren, musste allerdings auch knallhart erkennen, wie nah Freud und Leid hier beieinander liegen. Nun fiebere ich tagtäglich mit. Regnet es zu viel, ist es zu warm, wie geht es den Küken? Wer sich mir anschließen möchte, ist herzlich dazu eingeladen, den Live-Stream auf Youtube oder auch die Website zu besuchen.


Tag 17: Letzte Stunden in Kirchzarten & Heimreise

Weil für heute Nacht und auch im Verlauf des Tages sehr wechselhaftes Wetter mit Regenschauern vorher gesagt wurde, hatten wir schon gestern Abend alles ins Wohnmobil gepackt. Das war wohl zu voreilig, denn tatsächlich erwartete uns noch einmal ein traumhaft sonniger Tag. Perfekt!

Statt einer Wanderung ging es nach dem Frühstück mit den Hunden nur noch auf einen kleinen Spaziergang. Wir hatten den Eindruck, dass die Hunde (vor allem Benita) einfach 'durch' waren. Sprang sie vor ein paar Tagen noch voller Freude herum, wenn das Wort 'Gassi' fiel, sah sie uns nun eher mit großen Augen an: 'Echt jetzt?' Doch ein bisschen Bewegung musste sein und so ging es gemütlichen Schrittes und mit ganz viel Schnüffelpausen über die Feldwege von Kirchzarten.

Zumindest die Stühle wieder hervor gekramt, machten wir es uns im Anschluss vor dem Camper bequem. Es war unser letzter Tag hier in Kirchzarten und generell unseres Urlaubs. Zwar hatten wir den Platz bis morgen gebucht, uns jedoch bereits vor ein paar Tagen dazu entschlossen, noch heute Abend abzureisen. Da wir beide am Montag wieder ins Büro mussten, war es für uns angenehmer, den Sonntag noch zu Hause zu haben. So konnten wir in aller Ruhe alles auspacken und vor allem den Wäschebergen Herr werden.

Doch noch war es nicht soweit. Obwohl es mir nicht geschadet hätte, einfach mal ein paar Stunden nur auf dem Stuhl zu sitzen, zu lesen oder auch einfach mal gar nichts zu tun, brannte es mir unter den Füßen und ich brach nochmal zu einer Miniwanderung ins Dreisamtal auf. Nur fünf Kilometer und nur, um sich nochmal die Beine zu vertreten. Das tat mir einfach gut.

Am Zastlerbach entlang ging es nun über die Feldwege hinweg nach Giersberg. Ich folgte dem Pilgerweg durch den Wald und erreichte die Pilgergaststätte St. Laurentius. Von der Giersbergkapelle hat man einen herrlichen Blick auf das Dreisamtal, in die Schwarzwaldberge und natürlich vor allem auf Kirchzarten. Einfach wunderschön!

Über die Silberbrunnenstraße verließ ich den Aussichtshügel, besuchte ein paar Schafe und nahm den Weg über einen (wenn man das so sagen darf) wirklich schön angelegten Friedhof. Manche der Gräber hatten direkten Blick auf die Berge. Eine schöne letzte Ruhestätte.

Ein Stück durch Kirchzarten hindurch, war ich eine gute Stunde später auch schon wieder bei meiner Familie. Mehr musste heute gar nicht sein, aber der kleine Ausflug war in jedem Falle noch einmal eine gute Entscheidung. Eine kleine Verabschiedung von diesem Ort und vom Urlaub an sich. Während des Rundgangs ließ ich die Tage noch einmal Revue passieren und war einfach nur dankbar für die vielen schönen Erlebnisse, Eindrücke und Momente, die wir auf dieser Reise erfahren durften.

Anton kochte uns noch ein Abendessen, wir drehten eine letzte Runde mit den Hunden und dann war es auch schon Zeit aufzubrechen. Alles im und um das Wohnmobil reisesicher gemacht, düsten wir gegen 18 Uhr los in Richtung Heimat. Auf Wiedersehen, Kirchzarten. Auf Wiedersehen und alles Gute, meinen Störchen.

Als Rückweg wählten wir die Strecke über Stuttgart, die uns bis dorthin noch einige schöne Ecken aufzeigen sollte. Allein bis Titisee-Neustadt bot sich uns eine fantastische Landschaft, die vor allem jetzt in der Abendsonne so richtig strahlte. Durchs Höllental hindurch, entdeckten wir das Viadukt der Ravennaschlucht und die Fahrt dieser Serpentinenstraße ist allein schon ein kleines Highlight, vor allem mit ihrer 360-Grad-Kreuzfelsenkurve. Wir überquerten die Gutachtalbrücke, unter der es knapp 100 Meter nach unten geht, fuhren direkt an der Donauquelle in Donaueschingen vorbei und kamen auch durch Rottweil hindurch. Der Ort, in dem die Hunderasse Rottweiler ihren Ursprung fand.

Also durchaus noch eine sehr interessante Rückfahrt. Ab Stuttgart fuhren wir schließlich dem schlechten Wetter davon, das sich hier zusammenbraute. Gegen 23.30 Uhr trafen wir zu Hause ein. Müde, aber glücklich über eine rundum gelungene Reise, die sicher noch lange in unseren Köpfen arbeiten wird.